Ilan Pappé, das "Gewissen Israels"

Ein Artikel vom 23. März 2008

Gewidmet den Nachdenkseiten


Henryk M. Broder informiert auf der Achse des Guten darüber, daß in der aktuellen Ausgabe der rechtsextremen National+Zeitung ein Interview mit Ilan Pappé veröffentlicht ist. Böse titelt er: Ich heiße Ilan Pappe und treib's mit jedem ...

Das Gespräch mit Israels Gewissen führt Erhard Düvel, der bei Google auschließlich als tätig für die National+Zeitung im Angebot ist. Erhard Düvel stellt die Fragen, Ilan Pappé antwortet. Seine Ansichten sind allseits bekannt, um die geht es hier nicht im einzelnen, wohl aber darum, mit wem er sich gemein macht: mit der "Nachgeburt des Völkischen Beobachters", wie Henryk M. Broder das Agit-Prop treffend bezeichnet.

Der staunende Leser erfährt, daß Professor Ilan Pappé der erste Wissenschaftler ist, der über die Vertreibung von "großen Teilen der einheimischen arabischen Mehrheitsbevölkerung" berichtet. Wer hätte das gedacht, nach so vielen Büchern, die zum Thema in den Regalen stehen? Für die wissenschaftliche Entdeckung, daß mit den "Ereignissen von 1948" das "Ende der Ära eines liberalen Islams" eingeläutet worden sei, und daß diese "Ereignisse obendrein die Wurzel des noch immer andauernden Nahostkonflikts" seien, gebührt ihm durchaus die Urheberschaft, oder hat ihn sein Interviewpartner falsch verstanden? Leider ist's mit diesen Entdeckungen wie mit dem Massaker von Tantura, hie kein Massaker, da kein liberaler Islam, und auch die Wurzel des noch immer andauernden Nahostkonflikts liegt woanders, nämlich in der seit dem 7. Jahrhundert mit Gewalt verbreiteten Lehre der Politideologie Islam.

Erhard Düvel führt noch andere Interviews, eines beispielsweise mit der italienischen Kommunistin und Vizepräsidentin des EU-Parlamentes Luisa Morgantini, der Vertreterin des Hans-Gert Pöttering. Sie erzählt ihm: "Israel praktiziert Apartheid". Aus dem Interview mit Luisa Morgantini und aus dem mit Ilan Pappé geht hervor, daß beide Interviews nicht fingiert sind; Erhard Düvel fragt, Ilan Pappé bzw. Luisa Morgantini antwortet. Der "Neue Historiker" Ilan Pappé, veröffentlicht in der rechtsextremen National+Zeitung, das ist konsequent.

Christian volunteers and neo-Nazis: the Ilan Pappé fan club. Christian Hate? May 26, 2008

Es wird ihn bestimmt mit Freude erfüllen, wenn er davon erfährt, und so schicke ich ihm den Link, angereichert mit dem Screen Shot von der "Leitseite: Die Wahrheit über 'Die Linke'. Ihre geheimen Ziele". Zwei kleine Hitlergrüße sind rechts unten zu sehen, man kann sie aber auch als Winken interpretieren. Kopien schicke ich an die Universität Exeter und an den Verlag Zweitausendeins, der sich nicht entblödet, den Ilan Pappé zu verlegen. Wenn ich bedenke, daß ich dort einst den Nachdruck der Zeitschrift von Karl Kraus Die Fackel erworben habe! Leider sind mir die Bände bei einem Umzug abhanden gekommen, aber als Ersatz könnte ich jetzt "Die ethnische Säuberung Palästinas" erwerben. Sic transit gloria mundi.

Meine Mail an Ilan Pappé ist kaum abgeschickt, da bekomme ich vom Gewissen Israels nach zwei Minuten eine Antwort, in der ich als "dear friend" angeredet werde. Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung! Ilan Pappé erklärt den lieben Freunden, daß er nichts dazu kann, daß die National+Zeitung das Interview "kopiert" habe. Er erweckt den Eindruck, als wenn die Deutsche Wochen-Zeitung sich das Interview angeeignet hätte. Im Globalwörterbuch Pons steht für to copy als Übersetzung: eine Abschrift anfertigen, abschreiben, nachmachen - oder was sonst heißt: "was copied to the National Zeitung?" Der vielgefragte Autor der Wahrheit über Israel hat sich nicht in jedem Fall erkundigt, mit wem er spricht. Die Zeitung könne nicht dazu, daß sie ihn veröffentliche; wie denn auch, er gibt ihr eigens zu diesem Behufe ein Interview. "Ein bedauerliches Erscheinen" nennt er die Veröffentlichung, in völligem Gegensatz zu dem, was diese Zeitung repräsentiere, stünden seine Ideologie und seine moralische Haltung, er und die Sache Palästinas könnten nicht in Verbindung gebracht werden mit dem Blatt und der hinter diesem stehenden Partei.

Einmal mehr bescheidet einen derjenige, dem man etwas vorwirft, daß der Vorwurf ungerechtfertigt ist, selbstverständlich ohne jedes entkräftende Argument. Ilan Pappé verschwendet keinen Gedanken darauf, warum er in der National+Zeitung veröffentlicht wird: auf Grund gemeinsamen Feindes, Herr Professor! Sie sind nicht der erste Jude, der im Sinne der Rechtsextremen dort gegen die Juden auftritt. 23 Seiten Gerard Menuhin bietet die Suchmaschine der National+Zeitung, und Sie sind erst mit einer vertreten. Sie haben das Zeug dazu, daß sich das ändert!

"Gerard Menuhin" "National+Zeitung"

Auf meine diesbezügliche Vorhaltung fährt der Professor schwere Papiertiger auf: Die Zeit, NZF, the Times, the Independent, Le monde veröffentlichten seine Ansichten ebenfalls gern, und da trifft er leider genau ins Schwarze: der Antisemitismus des Ilan Pappé ist bis in die Mitte unserer Gesellschaft vorgedrungen. Was ist von den Nennungen zu halten? Welche Printmedien rezensieren "Die ethnische Säuberung Palästinas"? Der Verlag Zweitausendeins zitiert sie voller Stolz, sogar der Verriß von Henryk M. Broder ist darunter, mit dem schönen Satz: "Pappes exklusivste Beweise sind diejenigen, die er erfunden hat." Das Buch steht auf Platz 3 der Sachbuch-Bestenliste 3/2008.

Die Zeit wird so zitiert: "Die Gründung Israels und die Vertreibung der Palästinenser: Es ehrt Israel, dass einer seiner Forscher solch ein notwendiges Buch schreiben kann." Rolf Michaelis, Die Zeit, 13. Dezember 2007. Am 6. Februar 2008, liest man von Dietmar Herz, in dem nach allen Seiten offenen Hamburger Blatt: "Ilan Pappe spricht von einer systematischen Vertreibungspolitik gegen die Palästinenser, bleibt aber den Beweis dafür schuldig."

Wenn man bedenkt, was alles in Israel möglich ist an Publikationen, die gar hochgelobt werden von Universitäten - man denke nur in letzter Zeit an Tal Nitzan und ihre Forschungen über nichtvergewaltigende israelische Soldaten. Snoopy The Goon und Ami Isseroff lassen sich genüßlich darüber aus.

Die abstruse Rezension des Ludwig Watzel (sic!) darf nicht fehlen mit einem Lob für das mutige Buch; er behauptet wider die Tatsachen, Ilan Pappé habe ein Tabu entzaubert, das von der politischen Elite in Israel bis heute verteidigt wird: Es habe 1948 keine Vertreibungen gegeben. Dieser Mitarbeiter der Bundeszentrale für politische Bildung kann anscheinend nichts anderes als Tatsachen verfälschen. Es geht nicht darum, daß behauptet wird, kein Palästinenser sei vertrieben worden, sondern wie viele, wann, warum, wobei von den Vertreibungen und Ermordungen von Juden durch die Araber während des von ihnen geführten Krieges gegen das eben gegründete Israel niemals die Rede ist; in denjenigen Dörfern, in denen die Araber vorübergehend die Oberhand haben, werden sämtliche Juden vertrieben oder ermordet.

Die andere israelfeindliche Bundesbildungsanstalt, die brückenbauende Qantara, wird von Ilan Pappé ebenfalls nicht genannt, es sind aber auch zu viele Freunde, die sein Buch loben. Bei Qantara bekommt der Leser zum Ende der Rezension weitere Tips für seine anti-zionistische Sammlung, Joseph Croitoru, tätig auch für die FAZ, versorgt die bildungshungrigen Deutschen, damit sie bei Umfragen wie der vom FOCUS gut gerüstet sind: "Soll Angela Merkel Israel vor der Knesset kritisieren ? Ja. Merkel muss die israelische Apartheidspolitik anprangern. Ja: 76%."

Angela Merkel kommt dem Auftrag nicht zufriedenstellend nach, Jürgen Trittin moniert:

"'Um den Nahost-Friedensprozess voranzutreiben, sollten die Europäer auch den Dialog mit der Hamas suchen, betonte Trittin. 'In dieser Frage hat Frankreich Recht. Deutschland sollte diese Bemühungen nicht länger blockieren'."

Mit NZF meint Ilan Pappé wahrscheinlich die NZZ, die Neue Zürcher Zeitung, und mit der hat er recht, die ist immer 'ne sichere Bank, wenn's um anti-israelische Beiträge geht. Am 29. November 2007 schreibt  ein Gnom jbi [Jürgen Bischoff]: "Pappe ging nicht im Detail auf die Verbrechen ein, die im Krieg von 1947/48 begangen wurden und die er in seinem Buch belegt, unterstrich aber, alle israelischen Führer von Ben Gurion bis heute hätten jede Gelegenheit genutzt, die Vertreibung der Palästinenser vom Land, das Israel für sich beansprucht, weiterzuführen."

Der Inhalt des Artikels der NZZ kommt dem des Interviews der National+Zeitung sehr nahe. Der britische Independent in Gestalt des John Pilger meint, Ilan Pappé sei "gemeinsam mit dem verstorbenen Edward Said Israels mutigster, prinzipienfestester, scharfsinnigster Historiker". Die gebürtige Palästinenserin aus Jerusalem Ghada Karmi vom Institute of Arab and Islamic Studies der Universität von Exeter, Ilan Pappés neuem Arbeitgeber, überschlägt sich fast: Tabubruch, bahnbrechend, wohlgehütetes israelisches Geheimnis gelüftet; so liest man es beim Internet-Buchhändler Foyles. Die Araber wissen, wen sie sich mit Ilan Pappé eingehandelt haben.

Bei TimesOnline habe ich nichts über das Buch gefunden, wer will, suche bitte selbst nach, und daß Le Monde sich auf die Seite des Ilan Pappé stellt, daß ist bei Sylvain Cypel, dem Chefredakteur und Freund des Charles Enderlin, kein Wunder. Ich glaube unbesehen, und ohne eine Zeile gelesen zu haben, daß dort das Buch über "Le nettoyage ethnique de la Palestine", die "Ethnische Säuberung Palästinas", mit fünf Sternen versehen wird - von Le Monde diplomatique gar nicht zu reden. Deren Mitarbeiter wundern sich gewiß, warum sie nicht selbst und schon längst ein solches Buch herausgebracht haben.

Das Interview des Ilan Pappé mit der National+Zeitung fügt sich nahtlos ein in den Reigen der Rezensionen; konnte der Mann wissen, wo das alles landet? Ich schreibe dem Ilan Pappé, daß ich ihn für nazi-kompatibel halte; denn sonst hätte Erhard Düvel kein Interview mit ihm veröffentlicht, und daß diese Leute Juden wie ihn gut leiden können, bedienen sie doch deren Antisemitismus.

Das hätte Adolf Hitler sich nicht träumen lassen, solche Menge an Juden, die nazi-kompatibel sind. Gewiß, im Dritten Reich gibt's die auch, aber nicht in den Ausmaßen. Außerdem haben diese Hitler-Freunde ihren Holocaust noch vor sich, Ilan Pappé aber wird 1954 deutsch-jüdischen Eltern geboren, die nach Palästina flüchten mußten, um der Judenvernichtung zu entgehen.

Ein letztes Mal antwortet mir Ilan Pappé und erwidert mir, ich gäbe selbst einen guten Nazi ab. Damit ist für ihn die Kommunikation mit mir beendet. Die Tragik des Zionismus sei, daß er Menschen wie mich nazi-kompatibel mache, aber zum Glück gebe es in der Welt noch andere, humanistische Juden: "Sonst wäre es ein fürchterlicher Sieg der Nazis, wenn wir zurückgelassen worden wären mit solchen Menschen wie Ihnen ..."

Warum es seine Werke sind, die in Nazi-Zeitungen und von anderen antisemitischen Rezensenten gewürdigt und gelobt werden, nicht aber meine, das fragt er sich nicht. Er geht auf keines meiner Argumente ein; er gibt vor, das Interview wäre kopiert worden, also widerrechtlich übernommen aus einer anderen Zeitung. Dieser Mann macht sich gemein mit denjenigen, die Israel lieber heute als morgen vernichten würden. Aber, Ilan Pappé, das sei Ihnen gesagt: Sie können zu Boykottmaßnahmen gegen Israel aufrufen und mit denjenigen halten, die israelische Soldaten aus Israel entführen, die al-mout le-Israel kreischen, Kassam-Raketen auf Sderot regnen lassen und tanzen, wenn acht Schüler einer Jeschiwa ermordet werden, Sie armseliger Wicht: Israel lebt!

23. März 2008

Honestly Concerned, das ich mit Kopien bedacht habe, stellt den Mailwechsel zwischen dem Professor aus der Geschichtsfakultät von Exeter und mir am 21. März 2008, um 23:32 Uhr, online:

"NETTER" Email Austausch: Ilan Pappe gibt sich viel Mühe mit G. Eussner....

From: Eussner
Sent: Thursday, March 20, 2008 2:33 PM
To: Pappe Ilan
Cc: Angela.Tieger; Zweitausendeins; a.m.walsham; histoff[at]ex.ac.uk
Subject: "Ethnische Saeuberung als Staatsziel"

"Ethnische Saeuberung als Staatsziel"
http://www.dsz-verlag.de/Artikel_08/NZ13_4.html

Dear Professor Pappe,

it may fill you with joy to being published where you belong: in Germany's most radical neo-nazi newspaper Deutsche National+Zeitung. As the National+Zeitung is mentioning that your parents are German Jews from Haifa, may be you can read the article, or did you even talk in German to Mr. Erhard Duevel ?

Here you find another interview by Mr. Erhard Duevel, with the Italian communist Luisa Morgantini, Vice-President EU-Parliament

"Israel praktiziert Apartheid"
http://www.national-zeitung.de/Artikel_07/NZ46_3.html

Readers of National+Zeitung are knowing the Truth !
Regards,
Gudrun Eussner, Perpignan

----- Original Message -----
From: Pappe, Ilan
To: Eussner
Cc: Angela.Tieger; Zweitausendeins ; A.M.Walsham; histoff[at]ex.ac.uk
Sent: Thursday, March 20, 2008 2:35 PM
Subject: RE: "Ethnische Saeuberung als Staatsziel"

This was sent to news agencies in GErmany

Dear Friends,

As a point of clarification, it came to my notice that among the many interviews I gave while being in Germany one of them was copied to the National Zeitung. Had I known that I would appear in this newspaper, I would have not agreed to do that. I do not blame that paper, but myself from not inquiring to whom I am giving press conferences and interviews. I would like to stress that my ideology and moral stance are in total contradiction to what this newspaper represent and the unfortunate appearance in it has nothing to associate myself or the cause of Palestine with the paper and the political party behind it.

Yours faithfully,

Professor Ilan Pappe
Chair
Department of History
University of Exeter
UK.

From: Eussner
Sent: Thursday, March 20, 2008 2:46 PM
To: Pappe, Ilan
Cc: histoff[at]ex.ac.uk; Walsham, Alexandra; Zweitausendeins; Angela.Tieger
Subject: Re: "Ethnische Saeuberung als Staatsziel"

But it doesn't lead you to thinking about why newspapers like this one like your smart ideas, no? It's just where you belong, Sir

----- Original Message -----
From: Pappe, Ilan
To: Eussner
Cc: histoff[at]ex.ac.uk ; Walsham, Alexandra; Zweitausendeins ; Angela.Tieger
Sent: Thursday, March 20, 2008 2:47 PM
Subject: RE: "Ethnische Saeuberung als Staatsziel"

So does Die Zeit, NZF, the Times, the Independent, Le monde etc. they all like it, too.

From: Eussner
Sent: Thursday, March 20, 2008 9:33 PM
To: Pappe, Ilan
Cc: Honestly Concerned; Zweitausendeins; Warszawski Nathan; Broder Henryk M.
Subject: Re: Ihr Interview in einer deutschen Nazi-Zeitung

Whatever you tell now about this unauthorized interview, you don't adress the fact, that your ideas are so much in harmony with the nazis, that they are welcomed to be published by their media.
Professor, you are nazi-compatible, they do love Jews like you. Be proud of it!
Gudrun Eussner
www.eussner.net

From: Pappe, Ilan
Sent: Thursday, March 20, 2008 9:34 PM
To: Eussner
Cc: Honestly Concerned; Zweitausendeins; Warszawski Nathan; Broder Henryk M.
Subject: [!! SPAM] RE: Ihr Interview in einer deutschen Nazi-Zeitung

As this my last word to you, i suggest you read your own email, you make a very good Nazi yourself. In fact this is the tragedy of Zionism that it turned people like you to be nazi-compatible. thank god there are other humanist Jews in the world. Otherwise it would have been a terrible Nazi success if we were left only with people like you