Ex-Husband und Holocaust


Artikel vom 11. Juni 2002, Ergänzung vom 1. März 2006 und 31. Dezember 2019

Den Holocaust hat es nie gegeben! 29. Januar 2014


Wie frau sich in eine andere Sprache davonstiehlt

Ich hatte einst eine Bekannte, die sprach von ihrem geschiedenen Ehemann immer als von ihrem Ex-Husband: "Mein Ex-Husband entblödete sich nicht ...", "Mein Ex-Husband wollte mir weismachen ...". Auf die Frage, ob ihr geschiedener Ehemann Engländer oder aus den USA oder Kanada stammte, schaute sie mich verwundert an: "Nein, wieso denn? Er ist Deutscher!"

Sie hatten nie in einem englischsprachigen Land gelebt, über Ferienaufenthalte dort waren sie nicht hinausgelangt, aber "Ex-Husband" mußte sein. Allmählich wurde mir klar, daß die Scheidung vom geliebten Ehemann somit in eine andere Sprache transferiert worden war. In der deutschen Sprache gab es keinen "geschiedenen Ehemann". Entsprechend brauchte frau auch nichts zu verarbeiten. Alle Probleme, Schuld, Haß, Liebe waren ins Englische entsorgt worden. Die Frau endete im Suff. Ich habe ihr viel zu verdanken, aber helfen konnte ihr niemand.

Remember - Zachor - Sich Erinnern

Was heißt das für den "Holocaust"?

Mittels dieser wohlfeilen Vokabel, die in unserer deutschen Sprache nicht vorkommt, stehlen wir uns aus der Verantwortung. Ein altes Duden-Fremdwörterbuch, von 1966, das mir ansonsten immer noch gute Dienste leistet, kennt den mit "Holo" zusammengesetzten Begriff noch nicht, in einem neueren Duden der Rechtschreibung aber kommt er selbstverständlich als deutsches Wort vor: "(griech.) Tötung einer großen Zahl von Menschen, bes. der Juden während des Nationalsozialismus". Der Holocaust ist zum deutschen Begriff mutiert.

Gabriele Yonan schreibt dazu:

"Das neudeutsche Lehnwort 'Holocaust' ist eine Zusammensetzung aus griechisch 'holos' in der Bedeutung 'ganz, total' und dem lateinischen Verbaladjektiv 'caustos' - 'angebrannt' (griech. 'kaio' - brennen)."

Im Mittelalter heiße das Wort "Brandopfer darbringen", seit dem 17. Jahrhundert bezeichne es den "Feuertod von Menschen".

"In seiner heutigen Bedeutung läßt sich das Wort 'Holocaust' mit 'Massenvernichtung' übersetzen, bleibt aber ohne Subjektbenennung neutral. Die einmalige Katastrophe der Vernichtung der Juden während der Herrschaft des Nationalsozialismus, die viel umfassender war als nur ein 'Feuertod vieler Personen', ist in dem Wort somit nicht enthalten.
...
Bis dahin im Deutschen unbekannt, ist 'Holocaust' seither ungeprüft auf seine Kongruenz in den deutschen Sprachgebrauch übernommen worden und wird inzwischen mit erstaunlicher Ausschließlichkeit als Synonym für 'Judenvernichtung' gebraucht.
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Während das bis dahin gebrauchte Symbolwort 'Auschwitz', ein Ortsname stellvertretend für die anderen Vernichtungslager, assoziativ noch einen deutlichen Zusammenhang zur Vernichtung von jüdischen Menschen herstellte, ist mit der Einführung des Begriffs 'Holocaust' ein Codewort entstanden, das die kausale Kette zwischen Tat und Benennung der Opfer unterbricht. Wie ein hermetischer Block schließt das fremde Wort/Fremdwort das Geschehen, das unaussprechliche Grauen ein, ohne die Spur einer emotionalen Assoziation zu erzeugen. Im Hegelschen Sinne wird das Grauen in einem unzugänglichen Begriff aufgehoben.

Das althebräische 'ha-shoa' bedeutet dagegen 'Heimsuchung, Vernichtung, Katastrophe' (vgl. AT Jes.10,3), hier bilden Wort und Wortsinn eine Einheit." (1) Ha-shoa ist also ein Begriff, den die Juden gebrauchen, und dessen Gebrauch sich für uns nicht ziemt.

Die "erstaunliche Ausschließlichkeit", mit der bei uns Holocaust mit Judenvernichtung übersetzt wird, ist nicht so erstaunlich, wenn wir bedenken, daß eine Massenvernichtung von Menschen in dieser Form bei uns noch nicht vorkam, handelt es sich doch um sechs Millionen ermordeter Juden. Es ist also für uns Deutsche angemessen, "Holocaust" mit "Judenvernichtung" zu übersetzen, man möchte sagen rückzuübersetzen, den Originalzustand wieder herzustellen und sich endlich damit auseinanderzusetzen.

Stattdessen bemühen sich deutsche Dichter und Denker, den Holocaust mit "k" zu schreiben und ihn so dem Deutschen anzueignen. Etwas Abstruseres gab es wohl selten. So stehlen wir uns immer weiter aus der Verantwortung, bis die Spur gar nicht mehr zurückzuverfolgen ist - was die Absicht sein dürfte.

Das Holocaust-Mahnmal in Berlin könnte man sich getrost sparen, denn wir Deutschen verbinden mit dem Begriff Holocaust nichts. Auf diesem Grundstück in bester Lage hätte anderes besser Platz gehabt. Die Errichtung eines Bankgebäudes wäre ehrlicher gewesen, aber das hätte der Stimmungslage der ins Jüdische diffundierten Frau Lea Rosh nicht entsprochen: "Dem Holocaust der Nationalsozialisten ein Mahnmal zu setzen, machte sich Lea Rosh zur Lebensaufgabe". (2) Sie ist nicht die erste, die sich die Lösung nicht existierender Probleme zur Lebensaufgabe macht, daß die Steuerzahler aber dafür noch Millionen hinblättern müssen, macht die Sache ärgerlich.

Das Holocaust-Mahnmal wird somit ein Denkmal, das an etwas erinnern soll, mit dem niemand etwas verbindet. Ich behaupte, daß ein Mahnmal zur Erinnerung an die Judenvernichtung niemals genehmigt worden wäre.

Die Debatte über eine Holocaust-Industrie kann heftig geführt werden, eine Debatte über eine "Judenvernichtungsindustrie" wäre unmöglich, da dieser Begriff für die industriell betriebene Vernichtung der Juden steht. Norman Finkelsteins "Holocaust Industry" wäre bei uns mit "Judenvernichtungsindustrie-Industrie" zu übersetzen. Da hätten sich der Übersetzer und der Piper Verlag aber etwas einfallen lassen müssen. Ganze Abschnitte des Buches wären neu zu schreiben gewesen.

Die Sprache entlarvt - die Sprache verbirgt.

Wo werden wir Deutschen enden? Auch im Suff? Oder in ähnlichen Verbrechen wie der Vernichtung der Juden? Kann uns niemand helfen?

Beginnen könnten wir damit, uns mit unserer Verantwortung für die Judenvernichtung auseinanderzusetzen.

11. Juni 2002 - ergänzt um den von Lea Rosh im Vernichtungslager Belzec entwendeten Backenzahn, am 1. März 2006


Quellen

(1) Eine sprachhistorische Ergänzung zum Begriff 'HOLOCAUST',
von Gabriele Yonan (1989) [nicht mehr online]
http://kultur-netz.de/archiv/sonstig/holocau.htm

(2) "Geschmacklos und anmaßend", von Ayhan Bakirdögen, Die Welt, 13. Mai 2005