Die Kampagne der französischen Intellektuellen und ihrer linken Medien gegen Sylvain Gouguenheim, den Professor für mittelalterliche Geschichte an der École normale supérieure von Lyon (LSH), ist in etwa das Gegenstück zu der für ihren Freund Charles Enderlin, den Lügner in allen Sprachen, wie ihn Luc Rosenzweig treffend bezeichnet, zuerst veröffentlicht auf der Website der Metula News Agency, am 3. Februar 2005 [nicht mehr online].
"Charles Enderlin, Lügner in allen Sprachen"
Charles Enderlin, menteur en toutes les langues. Par Luc Rosenzweig
Debriefing.org, 8 novembre 2007
Unermüdlich ergänzt der NouvelObs einmal wöchentlich die Liste der Unterstützer, die sich, viele von ihnen, ohne daß sie überhaupt wissen, worum es geht, auf die Seite desjenigen schlagen, der mit seinen widerlegten Behauptungen über die angebliche Ermordung des 12-jährigen palästinensischen Jungen Mohammed al-Dura an der Netzarim-Kreuzung in Gaza durch israelische Schützen, am 30. September 2000, maßgeblich zur Entfachung der Intifada II beiträgt.
Dementsprechend haben es die Freunde und Genossen von pro-arabischen Politikern und Journalisten grundsätzlich nicht nötig, sich für einen von diesen einzusetzen; denn es ist ungewöhnlich, daß einer der ihren ins Fadenkreuz der Kritik gerät. Das geschieht nur, wenn sich sehr hartnäckige Kritiker der Arabienpolitik Frankreichs nicht mehr alle Lügen gefallen lassen und in mühseliger Kleinarbeit die gröbste Propaganda entlarven, wie Esther Schapira, Nahum Shahaf, Yosseff Doriel, die Equipe der Ména, der kleinen Machrichtenagentur an der Grenze zum Libanon, mit Blick auf Hezbollah-Terroristen und ihre Freunde von der UNIFIL, und andere aufrechte Menschen. Sie sind es, die dafür sorgen, daß der Skandal nicht entsorgt, sondern ans Licht gebracht wird.
Bekommen französische Intellektuelle der Sorte, die Charles Enderlin unbeschadet der Tatsachen unterstützt, jemanden ins Visier, der nicht ihrer Ideologie anhängt, dann laufen sie zur vollen Form auf. Anläßlich der Kampagne des Kollektivs der 56 Forscher der Geschichte und Philosophie des Mittelalters und ihrer Zeitung Libération, am 30. April 2008, erinnert die Site eXtrêmeCentre an einige Fälle, in denen die Linken sich über diejenigen hermachen, die nicht ihrer Ideologie anhängen. Die Aufzählung ist nicht vollständig, so fehlt beispielsweise Alain Finkielkraut. Vor das Tribunal des islam-linken Politbüros werden in letzter Zeit gezerrt:
⦁ Michel Houellebecq, dessen Interview mit Didier Sénécal im Heft der Zeitschrift Lire, vom September 2001, veröffentlicht ist, vor dem 11. September 2001; der wird nämlich mit keinem Wort erwähnt. Wenn man den Koran liest, bricht man zusammen, Quand on lit le Coran on est éffondré ... éffondré ! sagt er, und wählt dieselbe Vokabel, die am 11. September 2001 die Attentate beschreibt: les tours jumelles se sont éffondrées. Drei muslimische Organisationen verklagen ihn ohne Erfolg wegen Rassismus und "Islamophobie".
⦁ Louis Chagnon, Studienrat für Geschichte und Erdkunde in Courbevoie, einem Vorort von Paris, erklärt im September 2003 vor seiner Klasse die Anfänge des Islams und die kriegerischen Aktivitäten Mohammeds. Ein Elternkomitee, der kommunistisch dominierte Mouvement contre le Racisme et pour l'amitié entre les peuples (MRAP) und die unkritisch für die Rechte der palästinensischen Araber gegen Israel aktive Ligue des Droits de l'Homme (L.D.H.) verklagen ihn ohne Erfolg wegen des "Schürens von Rassenhaß gegenüber Personen muslimischen Glaubens", das Rektorat der Schule spricht ihm einen Tadel aus. Der Beklagte klagt seinerseits gegen den MRAP, der seine Klage zurückzieht. Erst am 26. Februar 2008 wird die Disziplinarstrafe des Rektorats aufgehoben.
⦁ 62 Personen aus der französischen Wissenschaft, der Kultur und dem öffentlichen Leben bezichtigen den Philosophen Alain Finkielkraut auf der salafistischen Web Site Oumma.com, am 8. Dezember 2005, des Rassismus und der Anstachelung zum rassistischen Haß und fordern ohne Erfolg von David Kessler, dem Direktor von Radio France Culture, seine Sendung abzusetzen. Alle Artikel, die ich zur Kampagne der Linken und islamischen Fundamentalisten gegen Alain Finkielkraut veröffentlicht habe, kann man unter dem Text Finky Finkielkraut, ich habe dich gewarnt! finden. [z. Zt. nicht online] Der Philosoph biedert sich inzwischen an seine Verfolger an - nicht immer ist jeder allzeit auf der Höhe.
⦁ Die Satirezeitung Charlie Hebdo für die Veröffentlichung der dänischen Mohammed-Karikaturen, vom 8. Februar 2006. Ich habe ausführlich darüber berichtet. Die Klage gegen den Charlie und seinen Chefredakteur Philippe Val wird mit Unterstützung der französischen Regierung im Auftrag des französischen Präsidenten Jacques Chirac eingereicht, der den Klägern seinen persönlichen Anwalt Francis Szpiner zur Seite stellt. Sie wollen den Prozeß. Kläger sind der Conseil français du Culte musulman (CFCM) und sein angeblich moderater Vorsitzender Dalil Boubakeur, Vorsitzender der Grande Mosquée de Paris, die gelenkt werden vom Elysée-Palast und vom Innenministerium. Charlie Hebdo und Philippe Val werden freigesprochen.
⦁ Robert Redeker wegen seines Artikels im Figaro, vom 19. September 2006: Haß und Gewalt wohnen dem Buch inne, das jeden Muslim gelehrt wird, der Koran, und eine Welle von Haß und Feindschaft schlägt ihm aus dem Kreis seiner Kollegen und Schüler, aus Politik und Medien, einschließlich vom für ihn zuständigen Minister entgegen. Auf Grund der sehr konkreten Morddrohungen radikaler Muslime lebt Robert Redeker bis heute verborgen. Seine Widersacher vom MRAP u.a. wollen einen Prozeß anstrengen, lassen aber wegen der Welle von Unterstüzung, die Robert Redeker erhält, davon ab. Ich habe einige Artikel zu Robert Redeker im Archiv [z. Zt. nicht online]; unter dem Text Robert Redeker lebt! vom 10. Februar 2007, findet man die Links zu den anderen Beiträgen.
Nun also hat das Tribunal des islam-linken Politbüros den Historiker Sylvain Gouguenheim vor, und wieder läuft es ab, wie bekannt. Das Pamphlet des Kollektivs der 56, in der Libération, vom 30. April 2008, und eine drittklassige Rezension des Johannes Wetzel, in WeltOnline, vom 2. Mai 2008, können dem Buch nichts anhaben, auf dessen 288 Seiten Sylvain Gouguenheim darlegt, daß es einen wesentlichen Einfluß des Islams auf das europäische Christentum im Mittelalter nicht gegeben hat; er belegt seine Behauptung, da können seine Kritiker in der Libération und in der Welt schreiben, was sie wollen.
"Ja, der Westen ist der islamischen Welt zu Dank verpflichtet. Ein internationales Kollektiv von 56 Forschern der Geschichte und Philosophie des Mittelalters"
Oui, l´Occident chrétien est redevable au monde islamique. Un collectif international de 56 chercheurs en histoire et philosophie du Moyen Age, Libération, 30 avril 2008
Was Europa dem Islam verdankt – und was nicht. Von Johannes Wetzel, WeltOnline, 2. Mai 2008
Ich habe über die Kampagne im Artikel, vom 9. Mai 2008, "Sylvain Gouguenheim wird in der Libération und der Welt vorgeführt" berichtet.
Am 16. Juli 2008 nimmt sich Paul-François Paoli im Figaro ganzseitig des Falles an: "Der Historiker zum Abschießen, zum Niedermachen."
L'historien à abattre. Par Paul-François Paoli, Le Figaro, 16 juillet 2008
Seit drei Monaten sät der Essay des 48-jährigen mehrfachen Buchautors Sylvain Gouguenheim über die Wurzeln Europas Zwietracht im Intellektuellenmilieu. Sechs Jahre hat der Wissenschaftler für das Buch geforscht, demnächst wird er eines über die Geschichte der Kreuzzüge veröffentlichen. Seine Häscher können sich schon einmal auf die Lauer legen; denn sie sind überzeugt vom "Fanatismus der Kreuzzüge":
Häscher, der: eigentlich, der da haschet, doch nur noch in engerer Bedeutung an einigen Orten ein Nahme der Gerichtsknechte, so fern sie zur Erhaschung flüchtiger Verbrecher, imgleichen zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe, besonders zur Nachtzeit, und zur Erhaschung der Störer derselben bestimmt sind. An andern Orten werden sie Büttel, Schaarwächter, in Nürnberg Schützen, in Leipzig Knechte, oder Rathsknechte, in Bremen Waldknechte, eingentlich Gewaltknechte u. s. f genannt.
Die französische Linke ist unterwegs als "Gedankenpolizei"; sie kann nichts anfangen mit Begriffen wie "Wurzeln", "griechisch", "christlich", sie sind Mißtöne in ihren Ohren; denn für sie kann Europa nur ohne Identität und ohne Grenzen sein, l'Europe ne peut être que sans identité ni frontières.
Unter dem Stichwort "Die Affäre Gouguenheim" gibt es zwei Appelle aus der Hochschule gegen ihn, von Professoren, Forschern, Personal, Studenten und ehemaligen Studenten sowie der Fédération syndicale unitaire (FSU), der Gewerkschaft der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, deren Chef Gérard Aschieri den Kommunisten nahesteht, und er ist aller Arten von Beschimpfungen ausgesetzt. Auf dem Blog Polart, der den Professor regelrecht vorführt und dazu eine lange Linkliste liefert, sogar mit einem Artikel in Englisch, aus der International Herald Tribune (IHT), gibt es schon vor der Veröffentlichung der Libération mehr als 200 Unterschriften. Die linken Häscher sind ein fleißiges Völkchen, wenn es darum geht, den Delinquenten einzufangen, und der wagt es, einfach nicht zu antworten, wenn er vor die Meinungspolizei zitiert wird.
L'Affaire "Sylvain Gouguenheim" à LENS LHS (Lyon) : Histoire, récriture, ideologie et xenophobie, par arnaud, Polart - poétique et politique de l'art, 1 mai 2008
Europe's debt to Islam given a skeptical look. By John Vinocur, IHT/NY Times, April 28, 2008
Ihr hat er seine Forschungsergebnisse vorab nicht zur Begutachtung vorgelegt. Er hat also gegen den guten Brauch im Sozialismus verstoßen, daß der einzelne nicht ohne das Kollektiv zu handeln hat, ihm wären die Forschungsergebnisse vorzulegen gewesen, und sie hätten, damit er nicht in sein Unglück laufe, dafür gesorgt, daß sie nicht veröffentlicht werden. In der Rezension des Buches von Hartmut Krauss ist es bereits Thema: Risikotoleranz und Risikofähigkeit der Adepten des Marxismus sind nicht vorgesehen. Bitte keine Alleingänge, sondern die anheimelnde Geborgenheit der sozialistischen Volksgemeinschaft, die sehr böse wird und denjenigen bestraft, der sich nicht ans ungeschriebene Gesetz hält.
Der als links eingeschätzte Verlag Seuil macht sich gleich mit strafbar, in dem er das Buch veröffentlicht. So ist es auch zu erklären, daß die Gewerkschaft, die nach meinem Verständnis als langjährige ÖTV-Vertrauensfrau sich für das Mitglied einzusetzen hätte, dies nicht tut, sondern sich in zur Politik hochstilisierte wissenschaftliche Querelen einmischt. Man kann einen Eindruck gewinnen, was mit einem geschehen würde, der sich tatsächlich etwas zuschulden kommen ließe: er sähe keine Sonne mehr - es sei denn, er hieße Charles Enderlin.
In einem Interview mit der Abendzeitung Le Monde zeigt sich Sylvain Gouguenheim erstaunt und verwirrt über die Reaktionen, die sein Buch hervorruft, über die Unterstellung von Absichten, die er nicht habe, er streite gar nicht ab, daß es auch arabische Übermittlung der griechischen Kultur gegeben habe, aber er lege die Betonung auf die direkte Vermittlung auf dem Weg über Byzanz und Sizilien vom Griechischen ins Lateinische, wofür der Mont-Saint-Michel im 12. Jahrhundert dank Jacobus Veneticus das Zentrum gewesen sei.
Sylvain Gouguenheim "On me prête des intentions que je n'ai pas". Propos
recueillis par Jean Birnbaum, Le Monde des Livres, 25 avril 2008 (abonnés)
Der Wissenschaftler befaßt sich mit dem hochsensiblen Thema des "Islams der Aufklärung", das ist Grund genug für seine linken Kritiker, die im Besitz der absoluten Wahrheit über die Rolle des Islams im Mittelalter sind, die Hetzkampagne loszutreten.
Sylvain Gouguenheim macht Schluß mit den Märchen aus 1001 Nächten. Die griechischen Philosophen seien vor allem von syrischen Christen ins Arabische übersetzt worden, und das europäische Mittelalter sei nicht das düstere Zeitalter gewesen, wie manche es zeichneten.
Keiner seiner Kritiker stellt die Frage und weiß gar eine Antwort, ob es überhaupt sein kann bei Kenntnis von Koran, Hadithen und Scharia, daß sich der Islam hellenisiert, daß arabische Denker den Rationalismus nach Europa bringen, wie die emeritierte Professorin für französische Zivilisation (sic!) an der Al-Azhar Universität Zeinab Abdel Aziz behauptet und dabei von acht Jahrhunderten der Anwesenheit des Europa begründenden Islams spricht.
"Die verschwiegenen Wurzeln Europas"
Les Racines Escamotées de l'Europe. Par Dr. Zeinab Abdel Aziz, saaid.net, 17 avril 2007
Mit dem Islam ist es immer umgekehrt, Griechisches wird islamisiert, es wird der Wissenschaft entzogen; denn es widerspricht der islamischen Lehre. Das müßte allen einsichtig sein, die sich mit dem heutigen Islam und seinen Vertretern auseinandersetzen; ihr Hauptaugenmerk legen sie darauf, der westlichen Kultur zu entnehmen, was sich aneignen läßt, ohne die kleinste Regel des Islams zu verletzten. Das ist nicht viel, und deshalb liegt die islamische Welt hoffnungslos zurück. Tariq Ramadan schreibt lange Episteln dazu, wie sich die Muslime, und vor allem die Frauen unter ihnen, den westlichen Errungenschaften gegenüber zu verhalten haben, um nicht mit ihren Pflichten aus Koran und Scharia in Konflikt zu geraten. Einige der Texte kann man auf seiner Site in englisch und französisch lesen.
Was ist aus den Milliarden Petrodollar geworden, die seit Jahrzehnten in die Kassen arabischer Staaten fließen? Wo sind selbständig entwickelte Wissenschaft und Kultur?
Dieselben Linksintellektuellen, die sich aufregen über den angeblichen Ausverkauf der französischen Kunst an die kulturlosen Scheichtümer am Golf, unterstellen nun dem Islam, daß er über Jahrhunderte das europäische Mittelalter bereichert hätte, über achthundert Jahre, wie frau in Al-Azhar weiß.
Wer den Iran und sein Atomprogramm als Gegenbeweis anführt, der möge bedenken, daß sich die Perser niemals ganz dem Islam unterworfen haben, daß trotz der herrschenden Mollahs die persische Kultur lebt; sie wird niemals ausgerottet.
Nun ist Sylvain Gouguenheim so weit angegriffen, daß er seine Vorlesungen unterbrochen hat, und er ist umso mehr verletzt, als er die Urheber der Appelle und zahlreiche Unterzeichner kennt, die noch dazu ganz offen erklären, daß sie das Buch nicht gelesen hätten. Auch das erinnert an den Appell für Charles Enderlin, da wissen auch viele nicht, um welche Tatsachenbehauptungen es geht.
Einer der wütendsten Verfolger des Wissenschaftlers ist der von 2003 bis 2007 Stellvertretende Direktor der ENS-LSH Jean-Claude Zancarini, in seinem Maoistenleben genannt "Tarzan". Er gehört in der 68er-Bewegung zur Union des jeunesses communistes marxistes-léninistes, UJC (ml), der Vereinigung der marxistisch-leninistischen kommunistischen Jugend, einer maoistischen Gruppe; bis 1973 ist er aktiv tätig in deren paramilitärischer Abteilung, den Groupes de protection et d'autodéfense (GPA), den Schutz- und Selbstverteidigungsgruppen, die u.a. im April 1968 die von Rechtsextremen um Roger Holeindre, den späteren Mitbegründer des Front National, organisierte Ausstellung über die "Verbrechen des Vietcong" angreifen. Jean-Claude Zancarini gehört zum harten Kern der 68er. Über seine Rolle kann man sich informieren in der im Februar 2008 in den Éditions du Seuil erschienenen Neuauflage des Buches von Christophe Bourseiller Les maoïstes : La folle histoire des gardes rouges français, Die Maoisten: Die verrückte Geschichte der französischen Roten Garden. Jean-Claude Zancarini ist gewissermaßen die intellektuelle Variante unseres Polizisten-verprügelnden Schulabbrechers Joschka Fischer. Von solchen Kreisen kann niemand Debattenkultur erwarten, wohl aber kann man erwarten, daß eine Hochschule diesem Revoluzzer nicht noch 40 Jahre später bis zur Erwägung von Disziplinarmaßnahmen eines wissenschaftlichen Werkes wegen folgt.
In dem sich die französische Intelligenz hinter solche Demagogen schart, erklärt sie sich selbst für bankrott - und ist darauf auch noch stolz.
"Unter anderen Himmeln hätte Aristote au Mont-Saint-Michel gelehrte Debatten von Spezialisten entfacht. In Frankreich, wo der intellektuelle Terrorismus fröhliche Urständ feiert, löst sein Erfolg eine unserer nationalen Besonderheiten aus: den Apparat zum Diskreditieren," schreibt Paul-François Paoli. Der Vorwurf, daß rechtsextreme Sites Sylvain Gouguenheim publizieren, rechtfertigt die Auslösung einer Menschenjagd. Nur wenige seiner Kollegen stellen sich bei dem Angriff auf seine Seite, der anerkannte Mediävist Jacques Le Goff ist einer dieser seltenen Spezies. Die bekanntesten Mediävisten unterschreiben den Appell nicht. Alain Finkielkraut verteidigt Sylvain Gouguenheim und lädt ihn in seine Sendung auf Radio France Culture ein.
"Die Schüler von Sylvain Gouguenheim unterzeichnen ihrerseits eine Petition zur Unterstützung ihres Hochschullehrers, aber der Schaden ist da. Bitte sehr, hier ist der Autor, gezeichnet vom glühenden Eisen des Verdachts. War das nicht genau die ursprüngliche Absicht der Verfasser des Appells?" fragt Paul-François Paoli.
Zwei muslimische Intellektuelle, der Anthropologe und Philosoph Malek Chebel und der Dichter und Schriftsteller Abdelwahab Meddeb erklären schlicht, daß sie nicht über das Buch diskutieren wollen, und daß sie es auch gar nicht erst lesen. Da erkennt man sofort den im Mittelalter steckengebliebenen islamischen Ansatz: "Ich möchte nicht teilhaben an der Verbreitung eines schlechten Buches, dessen Leitartikel- Aktualität nicht aufhört die These zu widerlegen," meint Abdelwahab Meddeb. So ist's brav, und Allah wird's ihnen lohnen. Allerdings reihen sich die beiden Muslime ein in die Beweiskette für die Richtigkeit der Forschungsergebnisse des Sylvain Gouguenheim, oder meint jemand, daß bei solchen Reaktionen im Jahr 2008 auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit besteht, daß im Mittelalter die muslimischen Wissenschaftler und Philosophen, von einigen Ausnahmen abgesehen, wie dem 1126 in Cordoba geborenen Arzt und Philosophen Averroës, der für seine Aufforderung an die Menschen, ihre Vernunft zu gebrauchen, nach Nordafrika verbannt wird und dort 1198 stirbt, sich der freien Erforschung der griechischen Philosophie und Wissenschaften gewidmet hätten?
21. Juli 2008