Serge Dassault. Gegen das raffende, für das schaffende Kapital. 3. Oktober 2008
Einige der Mitarbeiter des Figaro habe ich meinen Lesern vorgestellt, Georges Malbrunot, Patrick Saint-Paul, Thierry Oberlé, Sibylle Rizk, Thierry Portes. Von letzterem stammt eine Kritik des Films Fitna sowie die herabwürdigende Beschreibung seines Autors: Wilders, le provocateur néerlandais anti-islam, "Wilders, der niederländische Anti-Islam-Aufwiegler":
"Ohne ästhetischen oder konzeptionellen Wert mischt der kleine seit Donnerstagabend im Internet verbreitete Film des rechtsextremen niederländischen Abgeordneten gewalttätige Bilder der Attentate vom 11. September, der von Madrid und London, fragwürdige Reden, dschihadistische Ansprachen, einige kriegerische Koransuren. Die Macht dieses Pamphlets wird allein abhängen von der Reaktion, die es hervorrufen wird. 'Wir kennen diesen Herrn,' sagte gestern ein Verantwortlicher der niederländischen Muslimgemeinde, die beste Antwort ist eine verantwortungsvolle Antwort.'
Gestern haben sich wie die Organisation für islamische Zusammenarbeit die meisten islamischen Länder darauf beschränkt, diese 'Aufhetzung zum Haß', diese Beleidigung für 1,3 Milliarden Muslime, zu verurteilen."
En pleine crise financière, alors que le débat est relancé sur la nature de l'économie de marché, le président du Groupe Dassault a invité à "ne pas confondre le capitalisme financier qui ne dirige pas vraiment les entreprises, et qui spécule", et "le capitalisme familial", dont il se veut l'un des représentants, "qui n'a comme seul souci que de fabriquer des produits compétitifs et qui gère au mieux son capital et son personnel".
"Mitten in der Finanzkrise, während die Debatte über die Natur der Marktwirtschaft auflebt, hat der Präsident der Dassault Gruppe dazu aufgerufen, 'den Finanzkapitalismus, der nicht wirklich die Unternehmen lenkt, und der spekuliert', nicht zu verwechseln mit dem 'Familienkapitalismus', deren er einer der Vertreter sein will, 'der nur eine Sorge hat, wettbewerbsfähige Produkte herzustellen, und der sein Kapital und seine Beschäftigten am besten führt'."
Das schaffende gegen das raffende Kapital, das ist's, was Serge Dassault verteidigt. Aber nicht nur er bedient sich ganz selbstverständlich dieser zum Repertoire des Nationalsozialismus gehörenden Begriffe, dort gebraucht zur Ausgrenzung der Juden, ihrer Enteignung und Vernichtung, sondern auch auf der "liberalen Kommunikationsplattform" des FDP Bundesverbandes beschreiben Kommentatoren auf diese Weise die derzeitige Finanzkrise: "Eine Runde Mitleid für die bankrotten Banken", hat copperhead, am 29. September 2008.
Der Mehrheitseigner der Socpresse und Herr über 70 Presseorgane, darunter Le Figaro, L´Express und L´Expansion, um nur die wichtigsten zu nennen, Serge Dassault, seit 2004 Senator und seit 1995 UMP Bürgermeister von Corbeil-Essonnes, wird am 4. April 1925 geboren als Serge Bloch. Sein Vater Marcel Bloch und dessen Dienste am französischen Vaterland werden im Jahr 2004 auf der Site von Dassault Aviation so beschrieben:
"Sein Beitrag zur französischen Luftfahrt beginnt während des Ersten Weltkrieges. Dem Luftfahrtlaboratorium von Chalais-Meudon zugeteilt, stellt er sein Talent als Ingenieur in den Dienst Frankreichs, in dem er 1916 einen Propeller entwirft, den man Éclair nennt und 1918 gemeinsam mit Henry Potez und Louis Coroller ein zweisitziges Jagdflugzeug, das SEA 4.
...
Nachdem seine Gesellschaft 1936 von der Volksfront nationalisiert wird, gründet er am 12. Dezember desselben Jahres die Société anonyme des avions Marcel Bloch (SAAMB), die Aktiengesellschaft der Flugzeuge Marcel Bloch, was juristisch gesehen den Akt der Gründung der heutigen Dassault Aviation bedeutet. ...
Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, tragen seine Flugzeuge 1939-1940 zur Verteidigung des Himmels von Frankreich bei. Nach dem Waffenstillstand wird Marcel Bloch durch die Vichy Regierung interniert. Er weigert sich, mit dem Angreifer zusammenzuarbeiten, und nachdem er mit seiner Frau und seinen Kindern das Fort von Montluc in Lyon und dann das Lager von Drancy gekannt hat, ist er für acht Monate nach Buchenwald deportiert worden.
....
... Um die schwarze Periode des Krieges zu vergessen, entscheiden Marcel Bloch und seine Familie (1949), den Namen zu wechseln."
Der Text und die Adresse der Site sind inzwischen modifiziert, und man liest:
Victime d'une violente campagne de dénigrement, Marcel Bloch est arrêté par le gouvernement de Vichy le 5 octobre 1940, étant considéré comme "individu dangereux pour la défense nationale et la sécurité publique". "Opfer einer gewaltigen Kampagne der Verunglimpfung, wird Marcel Bloch am 5. Oktober 1940 verhaftet als 'für die nationale Verteidigung und die öffentliche Sicherheit gefährliches Individuum'." Nicht mehr erwähnt wird, daß er mit seiner Frau und seinen Kindern das Fort von Montluc in Lyon und dann das Lager von Drancy gekannt hat, sondern nur, daß er 1944 als politische Geisel [sic!] nach Buchenwald deportiert worden sei. Marcel Bloch wird im März 1944 von der Gestapo verhaftet und im August 1944 ins KZ Buchenwald deportiert. Die Dauer, nämlich acht Monate, wird ebenfalls unterschlagen. Der Kommunist Marcel Paul und Albert Baudet retten die Familie aus dem Lager, das am 11. April 1945 von US-Truppen befreit wird. Im April 1945 kehrt Marcel Bloch nach Frankreich zurück. Die Deutschen hätten ihm die Freilassung versprochen, wenn er für sie als Direktor einer Focke-Wulf Fabrik in Hannover gearbeitet hätte, er aber habe sich trotz seiner angeschlagenen Gesundheit geweigert und sei knapp dem Erhängen entgangen, schreibt Dassault Aviation.
1949 wechselt die Familie den Namen, nach dem Char d'assault, Deckname, den General Darius Paul Bloch, der Bruder, im Widerstand benutzt hat. Marcel Dassault tritt 1950 zum Katholizismus über, und auch Serge Dassault ist katholisch geworden. Er hat die Religion übernommen, die mehrheitlich in Frankreich vertreten ist. Das empfiehlt er auch anderen, wie die linke Zeitschrift Marianne, am 15. Dezember 2004, zitiert: "Quand on vit dans un pays, il faut adopter sa religion. Dans un pays musulman, il faut être Musulman. Dans un pays de tradition catholique comme la France, il faut être catholique". Wenn man in einem Land lebt, muß man seine Religion annehmen. In einem islamischen Land muß man Muslim sein. In einem Land mit katholischer Tradition katholisch.
Für Juden gibt's demnach keinen Platz in Frankreich, sondern einzig in Israel?
Es sind inzwischen nicht nur 60 Jahre vergangen, der jüdische Name und der jüdische Glaube abgelegt, sondern er hat auch die Ideologie der Okkupanten von einst übernommen. Später Sieg der deutschen Nationalsozialisten!
Auf Google.fr ergibt Serge Dassault chômage 49 900 Angebote mit solchen Titeln: Dassault s'insurge contre les aides aux chômeurs, "Dassault lehnt sich auf gegen die Hilfen für Arbeitslose"; Serge Dassault calomnie des chômeurs, "Serge Dassault verleumdet die Arbeitslosen"; Serge Dassault et les chômeurs fainéants, "Serge Dassault und die nichtsnutzigen Arbeitslosen". In seiner Eigenschaft als Sonderberichterstatter des Haushaltstitels der Beschäftigung bei der Finanzkommission des Senats erklärt es der Industrie-Erbe, Waffenhändler, Eigentümer des Figaro und 83-jährige Multi-Milliardär, der viertreichste Mann Frankreichs und 30.-reichste Mann der Welt, für "anormal", daß der Staat die Arbeitslosen unterstützt, "Leute die nicht arbeiten wollen", und empfiehlt, "die Hilfen schlicht und einfach zu reduzieren," berichtet die Site actuchomage.org, am 19. Juni 2008. Die Kommentare dort sind heftig.
Damit nähert sich Serge Dassault dem Arbeitsbegriff der Nationalsozialisten. Deutsche Arbeit - jüdisches Parasitentum, lauten seinerzeit die Gegensätze. Schatz/Woeldike zeichnen nach, dass dieses Bild des tüchtigen Michel immer begleitet wurde von Ausgrenzungsprozessen und Haßtiraden gegen die „Nicht-Arbeiter“ ... Das Bild des Wucherers wird ab der Gründerzeit vom „bösen jüdischen Finanzkapital“ abgelöst, das scheinbar einer Erlösung des produktiven „Volkes“ (Arbeiter und Industriekapital) entgegenstehe, stellt der Unrast-Verlag das Buch "Freiheit und Wahn deutscher Arbeit" vor.
In der Sowjetunion und in der DDR heißen die Helden Alexei Stachanow und Adolf Hennecke. Nur die totalitäre Politideologie des Islams bringt solche beispielgebenden Arbeiter nicht hervor; denn der Islam läßt die Spitzenleistungen von den Unterworfenen, den Dhimmis anliefern. Wie die das regeln, ist für die muslimischen Herrscher nicht wichtig. Saudi-Arabien: Eurofighter und Caesar Kanonen auf 6x6 Renault Trucks? Bitte sehr!
Antisemitismus und Judenhaß sind in den drei Totalitarismen gleich, aber das ist wieder eine andere Geschichte, von der Serge Dassault gewiß nichts hören will; denn sonst kämen seine lukrativen Geschäfte mit Saudi-Arabien ins Schlingern.
Nun hört er gar nichts mehr; denn am 28. Mai 2018 ist er an seinem Arbeitsplatz, gewissermaßen in den Sielen, in seinem Büro am Rond Point des Champs-Élysée verstorben. R.I.P.!
3. Oktober 2008 - Aktualisiert am 29. Mai 2018