Nahostkonflikt. Die Rolle Norwegens im Westjordanland

Ein Artikel vom 15. Januar 2009. Ergänzt am 30. Januar 2019

In Gaza hat der Norweger Dr. Mads Gilbert für Aufregung gesorgt. Drei Artikel seiner deutschen Apologeten über den Propagandisten und Arzt befinden sich in meinem Archiv:
  • Gaza. Mads Gilbert und die Medien amputieren am laufenden Band. 9. Januar 2009
  • Gaza. Mads Gilbert als Propagandist und Schauspieler in Pallywood. 11. Januar 2009
  • Gaza. Der Tagesspiegel steht zu Mads Gilbert in Treue fest. 12. Januar 2009
Die Artikel sind im Orkus des WWW verschollen, was nicht schlimm ist; denn der Held ist sogar gleich nach seinem Auftritt von heute auf morgen kein Gesprächsthema mehr, man hat ihn sang- und klanglos aus dem Linksverkehr gezogen.

"Wer ist Mads Gilbert? Nur ein Arzt?

Eine der Hauptquellen über die Vorgänge in Gaza und die Folgen der israelischen Bombardierungen ist, da sich dort keine ausländischen Journalisten befinden, denen Israel systematisch die Einreise verweigert, der norwegische, aus Tromsö stammende Narkosearzt Mads Gilbert. ... In praktisch allen Auftritten und Zitaten wird Gilbert als 'norwegischer Arzt' vorgestellt, als eine quasi neutrale und objektive Instanz.

In Norwegen und seit einem Fernsehbericht über den Propagandakrieg auch in Dänemark weiß man es auch anders. Der Kommunist Mads Gilbert, der für die norwegische Splitterpartei 'Die Roten' aktiv ist, setzt sich seit den siebziger Jahren für die Palästinenser ein, seit einiger Zeit besonders für die Hamas-Bewegung. Seit vielen Jahren ist der Arzt in Norwegen als leidenschaftlicher Kritiker Israels und des 'amerikanischem Imperialismus' bekannt. Kurz nach dem Terrorangriff auf das World Trade Center verkündete er in der norwegischen Zeitung 'Dagbladet', er könne die Terroristen gut verstehen und unterstütze ihren Angriff. (Th.)

Text: F.A.Z., 09.01.2009"

In diesem Zusammenhang fällt mir eine ältere Geschichte ein, in der ebenfalls Norweger die Hauptrolle spielen. Sie handelt von der 1994 nach dem Attentat von Baruch Goldstein eingerichteten Temporary International Presence in Hebron (TIPH); sie wühlt dort gegen Israel und für die Araber. Man sieht an dieser TIPH-Truppe einmal mehr, daß man Baruch Goldstein erfinden müßte, hätte es ihn nicht gegeben. Ein Baruch Goldstein wiegt fast alle Pogrome, Morde und Attentate auf, die seit dem 7. Jahrhundert von Muslimen an Juden begangen worden sind, den Rest übernimmt Jigal Amir:

Rabins Mörder feiert 12 Jahre nach der Tat. Von Norbert Jessen, WELT, 2. November 2007

"Bis heute sitzt Jigal Amir im Gefängnis. Von Reue keine Spur."
Was wurde aus Jitzchak Rabins Mörder? Levi Pfeuffer-Rooschüz, 3sat, 19. April 2018 

Die Tat des Baruch Goldstein dient der Einrichtung einer von Norwegen geleiteten Überwachungsorganisation der israelischen Aktivitäten in Hebron. Die 500 jüdischen Einwohner der Altstadt und die 7000 Siedler außerhalb werden nicht betreut, sondern beobachtet und denunziert.

Über Vorkommnisse und die Ergebnisse ihrer Tätigkeit berichtet die TIPH laut eigener Aussage neutral an Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde sowie an die sechs Staaten, die sie finanzieren und mit Personal ausstatten: Norwegen, Italien, Schweiz, Türkei, Dänemark und Schweden. Die Finanziers können auf der Grundlage dieser Berichte auf diplomatischem Wege tätig werden, um Israel entsprechende Vorhaltungen zu machen und die Weltöffentlichkeit durch ihre Medien darüber auf dem laufenden zu halten. Die Reihenfolge der sechs Länder scheint sich nach den Beiträgen zu richten; denn sie ist nicht alphabetisch. Angeblich entscheiden Israel und die Palästinenser alle sechs Monate, ob das Mandat verlängert werden soll, das die TIPH beauftragt, aktiv daran zu arbeiten, die Parteien an ihre Verpflichtungen zu gemahnen. Nur knapp die Hälfte des Personals, 1994 sind es 71 Personen, arbeiten im Außendienst, der Rest sind Verwaltungsbeamte.

2009 versteht die TIPH ihre Aufgabe so, und sie schreibt es zur Klarheit auf der Startseite in die Kopfzeile: TIPH is a civilian observer mission in the West Bank city of Hebron. TIPH reports on breaches of the agreements on Hebron and human rights law, and presents its findings to the  member countries and to the Palestinian and Israeli authorities.

Die TIPH ist eine zivile Beobachtermission in der West Bank Stadt Hebron. TIPH berichtet über Brüche des Abkommens über Hebron und die der Menschenrechte, und präsentiert den Mitgliedsstaaten sowie den palästinensischen und israelischen Behörden ihre Untersuchungsergebnisse.

So sieht die TIPH ihre Aufgabe bis heute. Stand: 30. Januar 2019

2004 habe ich die einseitige Parteinahme der TIPH für die Araber anläßlich ihres zehnjährigen Jubiläums gewürdigt; die geht so weit, daß die israelische Armee laut Auskunft des Obersten a.D. Baruch Nagar, eines hochrangigen israelischen Offiziers in Hebron, bis Mitte 1999, Erkenntnisse über eine Zusammenarbeit der TIPH mit Terrorgruppen besitzt.




Auf ihrer Web Site behauptet die TIPH, daß beide, Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde, die Einrichtung dieser Temporary Presence gewünscht hätten. Davon kann keine Rede sein, wie man in meinem Artikel nachlesen kann. Die Norweger majorisieren die TIPH, ihr Leiter ist der norwegische Brigadegeneral Roy C. Grottheim.

Leiter ist, seit dem 27. September 2018, der norwegische Polizeichef Einar H. Aas (Foto).

Das Treiben der Norweger und ihrer Mitbeobachter in Hebron ist auf der Startseite aufgeführt:

Siedlergewalt nach der Evakuierung eines besetzten Hauses
Der Leiter der TIPH traf den palästinensischen Premierminister
TIPH verteilt während des Ramadans kostenlos Mehl an Bäckereien
TIPH ist besorgt über die Ausweitung israelischer Siedlungen
Der norwegische Minister Jonas Gahr Støre in Hebron

Die Palästinenser halten die TIPH für eine "zahnlose Truppe", sie soll ja auch nicht beißen, sondern nachrichtendienstlich tätig sein und Material liefern, das geeignet ist, Israel in der Weltöffentlichkeit zu verleumden und zu diskreditieren. Die Palästinenser interessieren am allerwenigsten. Ebenso ist der Druck zu verstehen, den die norwegische Regierung auf Ägypten ausgeübt hat, die beiden Ärzte Mads Gilbert und Erik Fosse als parteiische Propagandisten über Rafah nach Gaza einreisen zu lassen. Etwa zehn Tage ist dem Erfolg beschieden, dann geht's über Rafah wieder nach Hause oder zu neuen Abenteuern.

15. Januar 2009