Osama bin Laden - Die verbotene Wahrheit

Osama bin Laden - Die verbotene Wahrheit. Das Schicksal des FBI-Beamten John O´Neill 
Artikel vom 21. November 2001, ergänzt und Links aktualisiert, 30. Oktober 2018

Es ist noch keine Woche her, da ist in Frankreich ein aufsehenerregendes Buch erschienen, von Jean-Charles Brisard und Guillaume Dasquié: Ben Laden. La Vérité interdite. "Die verbotene Wahrheit". Die Autoren schildern darin, wie jahrelange Versuche, Osama bin Laden zu verhaften und al-Qaeda zu zerschlagen, durch die US-Regierung verhindert wurden. Jean-Charles Brisard war zuständig für die Verhinderung von Wirtschaftsspionage bei Vivendi und anschließend, im Auftrag eines französischen Geheimdienstes, für die Aufdeckung der Finanzierung von al-Qaeda. Sein Bericht wurde dem US-Präsidenten George W. Bush vom französischen Präsidenten Jacques Chirac bei dessen Besuch im Weißen Haus überreicht, am 18. September. Er war der erste ausländische Staatschef, der nach dem 11. September den USA einen Staatsbesuch abstattete.

Guillaume Dasquié ist Chefredakteur von "Intelligence Online", einem auf Geheimdienstfragen spezialisierten Informationsbrief.

The Truth behind 9/11: Who Is Osama Bin Laden? By Prof Michel Chossudovsky
Global Research, September 11, 2017 / 12 September 2001

Die Autoren schreiben, daß es dem FBI bis zum 11. September untersagt war, in Saudi-Arabien und im Jemen Ermittlungen über die Urheber der bis dahin verübten anti-amerikanischen Attentate anzustellen, über die Bombardierung einer amerikanischen Militärinstallation in Dharan, am 25. Juni 1996, bei der 19 US-Soldaten starben, die Bombardierungen der US-Botschaften in Nairobi und Dar es Salaam, am 7. August 1998, beide am selben Tag, und das Attentat auf die USS Cole, im Hafen von Aden, am 12. Oktober 2000. Das Attentat von Dharan, Saudi-Arabien, konnte vom FBI-Beamten John O´Neill und seinen Mitarbeitern nicht untersucht werden, da die saudische Polizei die Verdächtigten, die sie nach dem Verhör für schuldig erklärt hatte, sofort exekutierte, ohne daß das FBI eine Möglichkeit erhalten hätte, mit ihnen zu sprechen.

Attentate Osama bin Ladens in Saudi-Arabien galten immer nur den USA und niemals der saudischen Königsfamilie. Über das Attentat, bei dem 19 amerikanische Flieger starben, gab es im Jemen klare Beweise für die Schuld Osama bin Ladens, jedoch verbot die US-Botschafterin im Jemen Barbara Bodine auf Weisung des US-Außenministeriums dem FBI-Beamten John O´Neill und seinen Mitarbeitern, die von der jemenitischen Regierung als "Rambos" bezeichnet wurden, in den Jemen einzureisen.

Die USA hatten auf dubiosem Wege eine dem Jemen vorgelagerte Insel zur Installierung ihres Nachrichtensystems SIGINT erworben. Angeblich hatte niemand in der jemenitischen Regierung diese Insel, die einigen Inseln im Besitz der Familie der jüngsten Ehefrau Osama bin Ladens benachbart ist, an die USA verkauft. Zwischen den Familien Bush und Bin Laden bestehen geschäftliche Verbindungen. "Alle Antworten, alles, was benötigt wird, um Osama bin Ladens Organisation zu zerschlagen, kann man in Saudi-Arabien finden", hatte der mit den Ermittlungen befaßte irisch-amerikanische FBI-Beamte John O´Neill dem Ko-Autor des Buches Jean-Charles Brisard erzählt. Aber die saudische Königsfamilie durfte nicht verärgert werden. Ironischerweise war das erste Land, das einen internationalen Haftbefehl für Osama bin Laden ausstellte, nicht die USA, sondern, im März 1998, der "Schurkenstaat" Libyen.

Libyen beschuldigte Osama bin Laden des Mordes an zwei deutschen Geheimdienstmitarbeitern, Silvan Becker und seiner Frau. Der Verlust dieser Mitarbeiter war demnach in Deutschland noch gar nicht aufgefallen - oder entschied Deutschland auf Bitten der USA, nicht tätig zu werden? Die Autoren decken auf, was inzwischen weltweit bekannt ist: der Grund für den "Frieden" zwischen den Taliban Osama bin Ladens und den USA war in den US-Erdölinteressen in Zentralasien zu suchen. Der Erdölkonzern Chevron, in dem Condoleezza Rice in den 90er Jahren Direktorin war, ist massiv in Kasachstan involviert, und UNOCAL unterschrieb seinerzeit einen Vertrag mit den Taliban, Erdgas im Werte von 8 Milliarden Dollar durch eine Pipeline im Werte von 3 Milliarden Dollar zu exportieren. Es ist die Pipeline von Turkmenistan über Afghanistan nach Pakistan. Für UNOCAL hatte Zalmay Khalilzad, der nach dem 11. September zum "Afghanen Bushs" avancierte, von 1995 bis 1998 mit den Taliban über die Trasse für die Pipeline verhandelt.

Zalmay Khalilzad war seinerzeit in der RAND Corporation Direktor für "Strategie und Doktrin". Er ist einer der Mitunterzeichner des "Offenen Briefes an den Präsidenten" der USA, vom 19.2.1998, in dem das sofortige kriegerische Vorgehen gegen Saddam Hussein von Richard Perle, Richard Armitage, Frank Carlucci, William Kristol (Verfasser des Briefes), Donald Rumsfeld, Caspar Weinberger et al. gefordert wird. So schließt sich wieder ein Kreis. Die Taliban waren im September 1996 von den USA und Pakistan an die Macht gebracht worden, um die wirtschaftlichen und strategischen Interessen der USA in einem stabilen Lande durchzusetzen.

Noch im März 2001, als die Taliban bereits unter größter Empörung der Weltöffentlichkeit die Buddha-Statuen (von deren Existenz die meisten Empörten bis dahin nichts wußten) gesprengt hatten, wurden von Laila Helms, der halb-afghanischen Nichte des früheren Botschafters der USA in Teheran und früheren CIA-Direktor Richard Helms, US-Talibanverhandlungen vermittelt. Sayed Rahmatullah Hashimi, ein Berater Mullah Omars, wurde dazu im März 2001 für fünf Tage nach Washington gebracht. Hashimi [Foto] besuchte das Direktorium der CIA sowie das Büro für Nachrichtendienst und Forschung des US-Außenministeriums. Diese Verhandlungen zogen sich bis Juli 2001 hin, und die USA ließen die meiste Arbeit den Abgesandten der Vereinten Nationen Francesc Vendrell machen. So bedient sich die USA der Vereinten Nationen, wann immer es ihr richtig erscheint. Ähnliches hatte Osama bin Laden neulich den USA und dem UN-Generalsekretär Kofi Annan in einem seiner Video-Interviews vorgeworfen. Der letzte Kontakt der USA mit den Taliban war am 2. August 2001, mit Christina Rocca, der Direktorin der Asienabteilung im US-Außenministerium. In den 80er Jahren hatte die jetzige Direkorin die Lieferung von Stinger Raketen an die afghanischen Mudjaheddin überwacht. Sie kannte sich bestens mit den islamischen Terrorgruppen aus. Im August war der FBI-Beamte John O´Neill nicht mehr im Amt. Weil er in seinen Ermittlungen von der US-Regierung ständig gehindert wurde, hatte der frustrierte Beamte seinen Job hingeschmissen und eine neue Aufgabe, als Sicherheitschef im World Trade Center, übernommen.


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