Artikel vom 13. August 2006/1. September 2007 [Links aktualisiert]
"Nach Einschätzung des russischen Geheimdienstchefs
Alexander Bortnikow ist das Terrornetzwerk al-Qaida nicht nur für
extremistische Gewalt verantwortlich – sondern auch für Waldbrände in Europa.
Mittlerweile riefen zahlreiche islamistische Websites zum
"Wald-Dschihad" auf und gäben Tipps, wie und wo es am einfachsten
sei, Feuer zu legen und dann zu verschwinden, sagte der Chef des russischen
Inlandsgeheimdienstes FSB am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur RIA
Nowosti."
Vorrede: So ist's in
Italien
(1)
Mehr als 200 Brände an einzelnen Tagen
Wirtschaftliche Interessen
Bauverbote sind eine Einladung an Erpresser
Wiederaufforstung ist lukrativ
Feuer schaffen Jobs beim Staatsforst
Anreize gegen das Legen von Waldbränden
Un canto a
Galicia
Teño morriña, hey,
teño saudade,
porque estou leixos
de esos teus lares.
teño saudade,
porque estou leixos
de esos teus lares.
Eu quéroche tanto,
e aínda non o sabes...
Eu quéroche tanto,
terra do meu pae ... (2)
e aínda non o sabes...
Eu quéroche tanto,
terra do meu pae ... (2)
Man kann
beruhigt sein, Ministerpräsident José Luis
Rodríguez Zapatero ist so, wie er aussieht, naiv und lieb: Jupp
Schuster. Am 19. Juli besucht er in der Universität von Alicante einen Kongreß
über die politischen Ideen der jungen Linken in Zeiten der Globalisierung.
Fünf Minister seiner Regierung sowie Ex-Premier und Sozialisten-Ikone Felipe
González gehören zu den Teilnehmern. Der Ministerpräsident läßt sich dort mit
einem Palästinensertuch dekorieren. Inmitten der sozialistischen Jungschar und
umringt von arabisch-stämmigen Kongreßteilnehmern ist er gut aufgehoben, dort
fühlt er sich wohl, wie Fotos von seinem Auftritt bezeugen. Im Gegensatz zu
Staatspräsident Jacques Chirac, der mehr an den Absatz von Rüstungsgütern,
lukrative persönliche Geschäfte und die Konkurrenz zu den USA denkt bei seiner
Liebe zu den Arabern, scheint der Spanier alles zu glauben, was ihm die Muslime
einflüstern: Islam ist Frieden. (3)
Er reist ab in die Ferien nach Lanzarote, en bañador, als Badegast,
wo er seine Freizeit genießt, derweil ganze Teile Spaniens abgefackelt werden,
es sind inzwischen mehr als 15 000 Hektar, zwischen dem Hafen von Vigo und dem
Touristenzentrum von Santiago de
Compostela, dem Wallfahrtsort der Katholiken Europas. Galizien brennt an allen
Ecken und Enden, aber irgendwie hat Jupp Schuster es richtig erkannt: ohne ihn
geht's auch, wenn nicht besser, sind doch inzwischen nicht nur Feuerwehr,
Polizeikräfte und Eliteeinheiten des spanischen Militärs, sondern nach und nach
auch sechs Minister in der Region, unter ihnen Innenminister Alfredo Pérez
Rubalcaba und als letzter
Verteidigungsminister José Antonio Alonso.
Während die Umweltministerin Cristina Narbona davon spricht, das die
meisten Feuer por venganza, aus Rache und Vergeltung gelegt werden, und
das allerorten wiederholt, sind andere Mitglieder der Regierung und der
Staatsanwaltschaft von Galizien damit befaßt, den terrorismo incendiario,
den Brandterrorismus bzw. den aufrührerischen Terrorismus in den Griff zu
bekommen. Zunächst aber muß sich der Staatsanwalt Alvaro Garcia Ortiz dieser
Bezeichnung wegen rechtfertigen, der die Alarmglocken schrillen läßt.
(4)
Die den Sozialisten
nahestehende Zeitung El País interviewt nicht nur fundamentalistische
Islamkonvertiten und Schariabefürworter wie Francisco Abdussalam Escudero,
sondern sie widmet auch dem aktuellen Thema, wer Galizien angezündet hat, einen
langen Artikel. Wie man es bereits aus Frankreich kennt, wenn es um so heikle
Themen wie Terrorismus geht, gibt es, diesmal aufgezählt von einem Offizier der
Guardia Civil, Erwägungen über verwirrte Einzeltäter, die habgierige
Holzindustrie, skrupellose Jäger, Viehzüchter, die Weidegebiete durch
Beseitigen der Bäume gewinnen und nachlässige Bauern, die durch Abbrennen ihr
Land von Unkraut und Büschen säubern wollen, sowie persönliche Rachefeldzüge,
Aktionen von Feuerwehrleuten, die auf diese Art ihre Arbeitsplätze und ihr
Gehalt sichern wollen, oder ehemalige Waldarbeiter, die wütend sind über ihre
Entlassung. Der Autor läßt nichts aus, und ich wüßte gern, was der
Feuerwehrmann, der gerade von einem Einsatz rund um die Uhr todmüde nach Hause
kommt, wohl von solchen Einschätzungen seiner sozialistischen Zeitung halten
mag. In der Tat ist ein Freiwilliger Feuerwehrmann gefaßt worden, der gezündelt
haben soll. Dennoch ist es eine Beleidigung aller, die sich jetzt im Kampf
gegen das Feuer befinden.
In Paris schafft man
die verrückten Einzeltäter nach Villejuif, in Spanien habe ich die
psychiatrische Anstalt noch nicht ausfindig gemacht. Wohin mit der jauría de pirómanos, der Meute der Pyromanen?
Einige von ihnen sind wohl gefaßt, aber wer das ist, ¿Quién sabe? Inzwischen sind drei
Tote zu beklagen, und der bürgerliche Partido Popular (PP) und der Partido
Socialista Obrero Español (PSOE) des José Luis Rodríguez Zapatero stoßen frontal über das Krisenmanagement
zusammen.
Der Autor Jesús Duva zitiert den Staatsanwalt, der berichtet, daß im
allgemeinen 90 Prozent der Feuer von verwirrten Einzeltätern gelegt würden, daß
aber im jetzigen Fall die Sache komplizierter sei. Wenn es nur um kriminelle
Brandstiftung ginge, dann verliefe die Untersuchung einfacher. Der
Innenminister habe bislang keinen Beweis für die Tat einer organisierten Bande.
Der Ministerpräsident erklärt, man stehe vor einer ernsten Herausforderung, die
Lage sei schwierig. 7000 Mann und 60 Löschflugzeuge seien im Einsatz zur
Verhütung und Löschung der Brände.
Jesús Duva schildert die Geduld der Menschen in Galizien und gibt
ausführliche Stimmungsbilder aus der betroffenen Gegend. Vielleicht sei die von
den Vorfahren überkommene cultura del fuego, die Kultur des Brandrodens,
die Erklärung für die Geduld, mit der die Bauern die Brände sich ausbreiten
sähen. Ein Polizist berichtet, man habe seit Anfang des Jahres bereits 36
Pyromanen festgenommen, im letzten Jahr seien es insgesamt nur 48 gewesen,
größtenteils jóvenes, Jugendliche - französisch les jeunes, die
zu ihrem Spaß etwa 50 Brände gelegt hätten.
Dann kommt der Autor zu beunruhigenden Aspekten: Wie kommt es, daß es seit
einer Woche täglich durchschnittlich 100 neue Brände gibt? Warum werden sie auf
der Achse Vigo - Santiago de Compostela gelegt, am nächsten an der Küste und am
begehrtesten für eine Besiedelung? Kann es ein Komplott Interessierter sein,
der amtierenden Regierung der Koalition von PSOE und Bloque Nacionalista
Galego, dem Galizischen nationalistischen Block, Probleme zu bereiten?
Man denke, die den Sozialisten nahestehende Zeitung El País äußert
den Verdacht, daß Kreise um die Oppositionspartei PP Hunderte von Bränden
legen, um der Regierung des José Luis Rodríguez Zapatero Probleme zu machen!
Ein Kommandant der Polizei habe bereits am Donnerstag die Möglichkeit
eingeräumt, daß estos dementes, diese Wahnsinnigen, nur der ausführende
Arm von jemand viel Intelligenterem seien ... und mit bedeutenderen Interessen.
Jesús Duva kommt der Sache schon sehr nahe, aber ausgesprochen wird nichts.
An diesen in Ratlosigkeit endenden Artikel schließt sich eine Schilderung
der Materialien an, die von den Verbrechern benutzt werden: Baumwollschnüre,
Streichhölzer, eine kleine Dose Feuerzeugbenzin, gewöhnliche Wachskerzen, in
eine Kartoffel gesteckt, Feuerwerksraketen. Das komplizierteste an Technik, was
entdeckt wird, sind verschiedene Spielzeugfallschirme, an die Lunten gebunden
sind. Diese Fallschirme werden mit Jahrmarktsraketen in die Luft geschossen,
und wo sie niedergehen, verursachen sie Brände im trockenen Dickicht. In Coruña
gebe es Leute, die behaupten, ein Kleinflugzeug gesehen zu haben, das
Feuerwerkskörper abwarf. (5)
Update (Übersetzung)
Das Parlament von Galizien hat den Antrag des Partido Pupular zur
Einsetzung einer Untersuchungskommission über die Waldbrände abgelehnt, die in
der ersten Hälfte des Monats August Galizien heimgesucht haben. ...
Der nationalistische Abgeordnete (Bieito Lobeira) bestand auf der
Außergewöhnlichkeit der Feuer dieses Jahres, die er einer Kampagne des
Brandterrorismus zuschrieb, wie das, bemerkte er, die "strategischen
Angriffe" auf die Flughäfen von Vigo und Santiago zeigten, um die Mittel
der Luftfahrt unbrauchbar zu machen. (6)
Schließlich drückte (Francisco) Rodríguez seine Überzeugung aus, daß
"die Intensität der Brände, die Art, wie sie entstanden und die
Beschaffenheit der betroffenen Gebiete anzeigten, daß wir vor einer neuen
Typologie von Feuern stehen, wobei die Mischung aus Absicht und Organisation
offenkundig ist." (7)
Über das verbrannte Areal sagt der Parlamentarische Sprecher des Partido
Popupar Eduardo Zaplana in einer Rede vor der Nationalversammlung, am 17.
August 2006:
Wir stehen, meine Damen und Herren vor mehr als nur einem Krieg der Zahlen.
Die Zahlen, die der Präsident der Regierung (von Galizien) beigebracht
hat, sind, wie Sie wissen, skandalös unter den von den Satelliten der NASA
gelieferten, die sich auf mehr als 180 000 Hektar belaufen.
Auch, wie Sie wissen, meine Damen und Herren, hat die Europäische
Kommission sehr viel höhere Zahlen genannt, als die von Herrn Touriño (Präsident
von Galizien) vorgelegten. (8)
Der Parlamentarische Sprecher des PP Eduardo Zaplana kündete heute (am
5. September 2006) ein Gesuch an zur Schaffung einer
Untersuchungskommission in der Nationalversammlung über die Brände in Galizien
nach der Zurückweisung der Einberufung eines solchen Organes im galizischen
Parlament; eine Entscheidung, die er als "unerhört" bezeichnete.
In einer Pressekonferenz brachte er auch vor, daß heute das dringliche
Erscheinen des Innenministers Alfredo Pérez Rubalcaba gefordert werde, damit er
über die Schritte zur Untersuchung vermutlicher krimineller Komplotte hinter
den Feuern Auskunft gebe. (9)
13. August/5. September 2006/1. September 2007
¿Quién quema Galicia? Galizien. Brände 2006
Incendios en Galicia 2006: Reflexiones de Una Profana en base a la Información de la Prensa (Por Consuelo Ibáñez), por Juan JoséIbáñez el 18 agosto, 2006 Comentarios (7)
"Al-Qaida ist der kürzlichen Serie von Waldbränden quer durch Europa bezichtigt worden, als der Chef des Föderalen Sicherheitsdienstes Rußlands behauptete, sie wären von Brandstiftern als Teil einer kostengünstigen Angriffsstrategie gelegt worden."
Al-Qaeda blamed for Europe-wide forest fires. The Telegraph, 3 October 2012
"Al-Qaida ist der kürzlichen Serie von Waldbränden quer durch Europa bezichtigt worden, als der Chef des Föderalen Sicherheitsdienstes Rußlands behauptete, sie wären von Brandstiftern als Teil einer kostengünstigen Angriffsstrategie gelegt worden."
Al-Qaeda blamed for Europe-wide forest fires. The Telegraph, 3 October 2012
Quellen [verifiziert und aktualisiert]
(1) Wirtschaftskriminalität. Waldbrände sind ein heißes Geschäft. Von
Tobias Piller.
F.A.Z., 25. August 2007, Nr. 197 / Seite 18
F.A.Z., 25. August 2007, Nr. 197 / Seite 18
(2) Julio Iglesias - Un canto a Galicia (Video 4:14). YouTube, January8, 2007
Un canto a Galicia.
Julio Iglesias. Ed Notas Mágicas. Arreglos y dirección: R. Ferro
(3) El presidente Zapatero se coloca el típico pañuelo palestino, ayer, en
Alicante.
(19-07-06) Zapatero se pone el pañuelo palestino al término de un mitin de Juventudes Socialistas donde equiparó a Israel con Hezbolá. Por Libertad Digital, 19 Julio 2006
(5) ¿Quién quema Galicia? Por Jesús Duva. El País, 13 de Agosto de 2006
El ministro de Defensa anuncia la llegada de más efectivos militares.
Agencias,
El Di@rioMontanes.es, 13 de Agosto de 2006
El Di@rioMontanes.es, 13 de Agosto de 2006
(6) El Parlamento gallego rechaza la comisión de investigación propuesta por el
PP.
EFE, El Mundo, 5 de Septiembre de 2006
EFE, El Mundo, 5 de Septiembre de 2006
(7) BNG solicita comparecencia Rubalcaba investigación incendios. Terra
Actualidad - EFE, 5 de Septiembre de 2006 [nicht mehr online]
(8) INTERVENCIÓN DE EDUARDO ZAPLANA ANTE LA DIPUTACIÓN PERMANENTE. Libertad Digital, 17 de Agosto de 2006
(9) PP pide Congreso investigue incendios tras rechazo Cámara gallega.
Terra Actualidad - EFE, 5 de Septiembre de 2006 [nicht mehr online]