Die beiden anderen Bahnverbindungen zwischen Frankreich und Spanien sind
Hendaye-Irún, im Baskenland, und Cerbère-Port Bou, in Katalonien. Ab 1940 muß
Canfranc der Gefährdung Port Pous durch alliierte Bombardements sowie
Überschwemmungen wegen dessen gesamten Verkehr aufnehmen. Über Irún-Hendaye
werden wegen des schlechten Zustandes der Bahnstrecke auf Grund der
Zerstörungen durch die deutsche Legión Cóndor, im Bürgerkrieg 1936 bis 1939,
keine Waren geleitet. Außerdem ist die Wegstrecke für das Gold aus der Schweiz
nach Portugal über Canfranc die kürzeste: Bellegarde/Schweiz - Grenoble - Nîmes
- Narbonne - Toulouse - Pau - Olorón - Canfranc.
Jonathan Díaz findet alte vergilbte Papiere
Seit dem Entgleisen durch Bremsversagen eines mit 320 Tonnen Mais beladenen
Zuges auf der Strecke Canfranc-Olorón, im Jahre 1970, wobei die Brücke von
Estanget zerstört wird, sind die Strecke und der Bahnhof stillgelegt, und es
ist ein Busverkehr eingerichtet. Der Franzose Jonathan Díaz, in den 40ern, Sohn
spanischer Emigranten und Busfahrer, fährt die Strecke Olorón-Canfranc täglich
hin und zurück. In Canfranc angekommen, hat er zur Mittagszeit zwei Stunden
Aufenthalt. Er nutzt sie, statt im Bus zu schlafen oder in der Bar des Ortes
Karten zu spielen, zu ausgiebigen Abenteuerspaziergängen in die Umgebung von
Canfranc.
An einem solchen Tag, im November 2000, ist es kalt, und es regnet in
Canfranc; deshalb beschließt er, sich ein wenig in der Bahnstation umzuschauen.
Er hat von Dorfbewohnern schon einiges von angeblichen Goldtransporten während
des Zweiten Weltkrieges gehört. Er geht los, ohne recht zu wissen, was er
eigentlich sucht, und findet zwei verlassene Waggons mit einigen Dokumenten. Es
sind Kopien von Zollpapieren, die überall verstreut herumliegen. Einige davon,
acht oder zehn Bände, nimmt er mit, um sie in Ruhe zu Hause, in Olorón, zu
lesen. Sie sind in spanischer Sprache verfaßt. "Einfuhr von
Goldbarren", liest er als erstes. Geistesgegenwärtig beschließt er, noch
in der nächsten Nacht in den Bahnhof zurückzukehren und so viele Papiere zu
retten, wie möglich. Das ist zu der Zeit nicht einfach, denn die Grenze wird
auf Grund der letzten terroristischen Anschläge der ETA Tag und Nacht bewacht.
Die spanische Polizei der Unidad Especial de Intervención (UEI) schmunzelt, als
er ihr von einem netten Abend in schöner Gesellschaft erzählt. Viel Spaß
wünscht sie ihm.
In den Gängen der Bahnstation findet er weitere Kopien von 60 Jahre alten
Zollpapieren. Darunter sind viele Blätter, datiert 1942/43, versehen mit
Reichsadler, Hakenkreuz und Unterschrift des preußischen Polizeipräsidenten.
Weder die Renfe, die spanische Bahn, spanische Behörden noch sonst jemand
interessiert sich für sie. Niemand weiß, wo die Originale dazu sind. Mehrere
Touristen und Pilger auf dem Sankt Jakobspfad steigen schon einige Jahre vor
Jonathan Díaz in das Labyrinth. Einer von ihnen weiß, dass sich Hitler und
Franco in den 30er Jahren dort getroffen und zwei Stunden miteinander
konferiert haben. Worüber? Wer weiß. Ein anderer findet den Bahnhof "alt
und ein bisschen verfallen, aber schön". Isabel, aus der Kaffeebar von
Canfranc berichtet: "Im November, Dezember kommen sehr viele Skiläufer und
fragen dann immer sofort: ´Oh, wo ist der berühmte Bahnhof?´ "
Alle sind fasziniert von der Ästhetik des "gottverlassenen
Tales", des "verwunschenen" Dorfes Canfranc und seines
Bahnhofsgebäudes, der "Titanic der Pyrenäen". Das Durcheinander der
über 100 qm aus Körben verstreuten Papiere sagt ihnen nichts. Für sie ist es
ein "Objekt der surrealistischen Phantasie". Von den politischen und
militärischen Zusammenhängen des Umschlagplatzes für das Nazigold haben sie
keine Ahnung. Manche von ihnen glauben, der Bahnhof wäre im Zweiten Weltkrieg
außer Betrieb gewesen. (1)
Jonathan Díaz findet und birgt systematisch Kopien von Dokumenten über die
Zusammenstellung durch Spanien von Transporten des Nazigoldes in LKWs. Er
findet Dokumente über Warentransporte nach Portugal sowie über solche Waren,
die in Spanien verbleiben, über für Portugal bestimmte acht Tonnen Webgarn,
zwei Tonnen Zündschnüre, vier Tonnen leere Fässer usw.
45 Eisenbahntransporte. Sie passieren zwischen dem 16. Juli 1942 und dem
27. Dezember 1943, aus der Schweiz kommend, mit insgesamt 86,6 Tonnen Nazigold
die französische Grenze zum Pyrenäenort Canfranc. Auf dem Bahnhof französisch-spanischer
Nationalität weht die Hakenkreuzfahne. Auf die spanische Nationalität des
Geländes nehmen die Deutschen keine Rücksicht. 39 Transporte, französische
Waggons, beladen mit 74,5 Tonnen Goldes, werden unter Bewachung deutscher
Soldaten auf LKWs einer Schweizer Speditionsfirma verladen und gehen nach
Portugal, sechs eben solche, mit 12,1 Tonnen, bleiben in Spanien, wo Teile
davon nach Pasajes, einem Hafen im Baskenland weitergeleitet werden. Es gibt an
die 100 Schweizer LKWs, die dafür in Canfranc bereit stehen. Die Transporte
nach Portugal werden von Deutschen bis nach Lissabon, und von spanischen
Truppen bis zum spanisch-portugiesischen Grenzort Badajoz begleitet. Ein
Abkommen zwischen den neutralen Staaten Spanien und Portugal macht´s möglich. (2)
Eine Tonne sind 1000 Kilogramm. Die 86,6 Tonnen Goldes haben 1942/43 den
Wert von ca. $102,7 Millionen. Der heutige Wert betrüge geschätzte etwa $1.23
Milliarden.
Eine Erwähnung des Umschlagplatzes Canfranc findet sich bei Otto Fletcher,
von der Foreign Economic Administration (FEA) der USA. Er ist nach dem Zweiten
Weltkrieg eines der Mitglieder der Alliiertenkommission zur Untersuchung der
Herkunft des Goldes in Spanien.
Renfe läßt die für die Erhellung der Geschichte wichtigen Papiere samt der
Bahnstation von Canfranc verkommen. Als der Fund, an dem Renfe seit fast 60
Jahren niemals Interesse bekundet, in den wichtigsten spanischen Zeitungen
veröffentlicht wird, u.a. von Ramón J. Campo im "Heraldo de Aragón",
verklagt Renfe den Finder und Hobby-Forscher Jonathan Díaz wegen
"Aneignung" dieser Papiere. Er habe sie widerrechtlich ins Ausland
verbracht. Der Ausgang des Prozesses ist mir nicht bekannt. Renfe jedenfalls
ist an einer Wiedereröffnung der Bahnlinie und des Bahnhofes samt seinem Hotel
nicht gelegen. Im März 2003 gibt es einen Antrag des Partido Aragonés (PAR) auf
umgehende Wiedereröffnung der Strecke Huesca-Canfranc. (3) Es soll zwischen Pau
und Huesca der TGV fahren. Der Bürgermeister von Canfranc Victor Lopez hat
große Pläne für die Restaurierung des Bahnhofes, die Errichtung eines
Fünfsterne-Hotels, und die Erweiterung der Bahnstrecke. (1)
Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg
Die Goldtransporte sind ein Teil der 184 Tonnen, die während des Zweiten
Weltkrieges, von 1942 bis Mitte 1944 über den Schweizer Grenzort Bellegarde und
durch Frankreich nach Spanien und Portugal gehen. Sie sind wiederum ein Teil
der Gesamtmenge des Goldes, das zwischen Januar 1939 und dem 30. Juni 1945 von
der Reichsbank an die Schweizer Nationalbank, in Bern, verbracht wird. Das Gold
hat seinerzeit einen Gesamtwert von ungefähr $400 Millionen, das entspricht im
Jahr 1997 einem Wert von $3.9 Milliarden. Dreiviertel davon, mit einem Wert von
$276 Millionen (1997: $2.7 Milliarden) kauft die Schweizer Nationalbank. Der
Rest geht zur Bezahlung von Waren und Rohstoffen direkt auf die Konten anderer
Länder. Dreiviertel dieses Goldes, im heutigen Wert von an die $3 Milliarden,
sind geraubt. (4)
Die Schweizer Bankiers wissen, dass die Reichsbank Anfang des Krieges
soviel Gold gar nicht besitzen kann, und dass die Schätze aus den Tresoren
eroberter Länder in die Verfügungsgewalt der Reichsbank gelangt sein müssen. Seit
1941 ist den Schweizer Behörden und Banken bekannt, und diese Kenntnis ist
heute dokumentarisch belegt, dass die Nazis einen Teil des Goldes einzelnen
Personen, einschließlich der Opfer in den Konzentrationslagern, geraubt haben.
Diese Werte aus persönlichem Besitz von lebenden und von toten
Auschwitzhäftlingen und von Häftlingen anderer KZs stammen größtenteils aus dem
vom SS-Hauptsturmführer Bruno Melmer, dem Zahlmeister und Buchhalter der SS,
verwalteten Raubgold mit einem damaligen Wert von mehr als $140 Millionen. Er
liefert das in den KZs provisorisch eingeschmolzene Gold in Kisten, Säcken und
Beuteln an das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS. Von dort geht der
Raub an die Reichsbank. Sie versieht die Barren mit Nummern und leitet sie an die
Firma Degussa, die es mit anderem Gold zu handelsüblichen Barren einschmilzt,
die sie an die Reichsbank zurückgibt. Diese verkauft sie gegen Schweizer
Franken oder portugiesische Escudos an die Schweizer Nationalbank.
Allein in den Tresoren der Deutschen Bank kommen 744 Goldbarren an, 29
Prozent des heute bekannten Opfergoldes. Andere deutsche Banken, wie die
Dresdner Bank, die Vertrauensbank der SS, sind ebenfalls am Opfergold
beteiligt. Am Kriegsende lagern in Zürich noch 322 Kilogramm deutschen Goldes.
(5)
Zu den Goldtransaktionen kommt noch der Handel mit den jüdischen Opfern
geraubten Juwelen, die mit Diplomatenpost an die Deutsche Botschaft in Bern
gehen und dort von deutschen Agenten übernommen und in der Schweiz gegen
Industriediamanten und konvertierbare Währungen gehandelt werden. (6)
Spanien und Portugal beliefern die Kriegsmaschinerie Nazideutschlands
Die im Krieg neutralen Handelspartner der Deutschen weigern sich,
Reichsmark anzunehmen, die für ihre Geschäfte mit den Alliierten wertlos sind.
Nur Schweizer Franken oder nicht-monetäre Geschäfte, Gold gegen Ware, bleiben
den Deutschen übrig.
Portugal hat seit Jahrhunderten Allianzen mit Großbritannien, das sein
wichtigster Handelspartner ist. Danach folgt Deutschland, das seit der
Besetzung Frankreichs einen direkten Landweg zur iberischen Halbinsel nutzen
kann. Spanien unter General Francisco Franco erklärt zwar 1939 seine
Neutralität, ist aber Deutschland verpflichtet, da er durch deutsche
militärische Unterstützung den Bürgerkrieg gewonnen hat. Sowohl Spanien als
auch Portugal erhalten ab 1940 über den Landweg größere Mengen wichtiger Güter,
als die Alliierten ihnen liefern können.
Für Deutschland ist der Handel mit Spanien und Portugal kriegswichtig.
Beide Länder liefern das für die Waffenproduktion sowie für andere Industrien
wichtige Schwermetall Wolfram, ein Metall aus der Chromgruppe. Wolfram dient
zur Härtung des Stahls, zur Herstellung von Tungstein. (7)
Ohne Wolfram hätte Deutschland den Krieg nicht fortsetzen können. Der Krieg
wäre innerhalb von drei Monaten zu Ende gewesen. Deutschland ist abhängig von
den Lieferungen aus Spanien und vor allem aus Portugal, das zwischen 1941 und
Mitte 1944 jährlich mehr als 2000 Tonnen Wolfram an Deutschland liefert,
ungefähr 60 Prozent seines Mindestbedarfs von 3500 Tonnen jährlich. Dafür
erhält es insgesamt 124 Tonnen Nazigold. Antonio Oliveira Salazar erklärt 1944,
dass der Krieg hätte verkürzt werden können, wenn diese Lieferungen
ausgeblieben wären. Das hindert ihn nicht, weiter zu liefern; denn er
sympathisiert sehr mit Nazideutschland. Außerdem befürchtet er, dass
Deutschland sonst von Frankreich aus Portugal angreifen könnte. Er stellt den
Briten und später den Amerikanern ab Oktober 1943 Militärbasen in den Azoren
zur Verfügung.
Beide Staaten verlangen von Deutschland, das Gold in der Schweiz gegen
Schweizer Franken oder gegen Escudos zu verkaufen. Mit diesem Geld kaufen sie
von der Schweiz das deutsche Gold, jedenfalls in den meisten Fällen. Sie wollen
das Geld von der Schweizer Nationalbank "gewaschen" haben, um so ihre
Beziehungen zu den Alliierten nicht zu gefährden. Mit denen treiben sie
ebenfalls schwunghaften Handel. Im letzten Trimester 1941 und den ersten
Monaten des Jahres 1942 organisiert die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
(BIZ) ohne Unterbrechung Goldtransporte deutschen nicht-monetären Goldes (Gold
gegen Ware) nach Lissabon. Zwanzig Tonnen kosten 100 Millionen Schweizer
Franken. (8)
Deutschland bezahlt die Importe mit Gütern, mit seinen durch Raubgold
erworbenen Escudos und Schweizer Franken sowie direkt mit Gold. Dazu gehören
wahrscheinlich die über Canfranc geheim verladenen 74,5 Tonnen. In Spanien und
in Portugal herrschen mit Francisco Franco und Antonio Oliveira Salazar zwei
den Achsenmächten sehr gewogene faschistische Diktatoren, die den Krieg dazu
nutzen, von beiden Seiten zu profitieren. So ist während des Krieges nicht nur
Deutschland, sondern auch Großbritannien bei Portugal mit Hunderten von Dollar
in der Schuld.
Der Preis für Wolfram steigt ab 1942 von $75 auf $16800 pro Tonne.
Francisco Franco setzt Mindestpreise fest. Es kaufen die Alliierten und
Deutschland.
Das neutrale Spanien liefert nicht nur dieses wertvolle Schwermetall,
sondern bis 1943 auch reichlich andere kriegswichtige Güter, es liefert Geheiminformationen
und Truppen, die Blaue Division, für die Ostfront. Spanien ist nach Portugal
der zweitwichtigste Lieferant für Wolfram. Zwischen 1941 und 1943 liefert es
mehr als 1100 Tonnen jährlich. Es deckt damit etwa ein Drittel des Bedarfs.
Deutschland unterhält zur Ausbeutung der Wolframminen eine eigene Firma,
SOFINDUS, die 1943 ungefähr 83 Tonnen Goldbarren aus der Schweiz bezieht.
Zwischen Februar 1942 und Mai 1945 erhält Spanien von Deutschland 123 Tonnen
Goldes, wovon 11 Tonnen direkt aus Deutschland und den von Deutschland
besetzten Gebieten stammen. Bezahlt werden die Lieferungen auch mit den 12,1
Tonnen Raubgoldes von Canfranc. Gold mit LKWs nach Spanien zu verbringen wird
Ende 1942 nötig, weil Deutschland die Wolframlieferungen nicht mehr anders
bezahlen kann. (9)
Die Regierung der spanischen Republik bezahlt zur Verteidigung der Republik
gegen den Aufstand der Militärs, vom 18. Juli 1936, für Waffenlieferungen an
Frankreich und später für schlechtes Material an Russland 707 Tonnen Goldes, so
dass sein Tresor leer ist zu Beginn des Zweiten Weltkrieges.
In Nachkriegsverhandlungen mit den Alliierten wollen Spanien und Portugal
nichts von dem Nazigold zurückgeben. Sie behaupten, nichts von der Herkunft
gewußt zu haben. Spanien bestreitet, dass es Kriegsmatierial an Nazideutschland
im Austausch mit von jüdischen Opfern geraubtem Gold geliefert habe. Portugal
behauptet sogar, niemals zwischen 1938 und 1945 Gold aus Deutschland bekommen
zu haben. (7)
Die internationale Unabhängige Expertenkommission zur Untersuchung der
Goldtransaktionen (UEK)
Die Schweizer Regierung setzt in den 90er Jahren eine internationale
Expertenkommission von neun Historikern zur Untersuchung der Goldtransaktionen
mit Deutschland im Zweiten Weltkrieg ein, die Bergier-Kommission, benannt nach
ihrem Präsidenten François Bergier. Weitere Kommissionsmitglieder sind vier
schweizerische und vier ausländische Historiker, aus Grossbritannien, Israel,
Polen und den USA, die aufgrund ihrer wissenschaftlichen Fachkompetenz ad
personam ernannt werden. (10)
Sie gibt zunächst einen Zwischenbericht ab und dann, am 25. Mai 1998 den
Originalbericht. Dieser Bericht wird, ergänzt und überarbeitet, im Jahre 2002
erneut herausgegeben. Demgemäß handelt die Schweiz während des Zweiten
Weltkrieges mit dreierlei Gold, wobei das Gold der ausgeraubten Zentralbanken
davon die größte und wichtigste Menge ist:
·
Gold, das sich das
NS-Regime vorwiegend seit 1938 bei Privatpersonen im Inland und in den
eroberten Gebieten durch Beschlagnahme und Plünderung beschaffte,
·
Gold von ermordeten und
überlebenden Opfern der NS-Vernichtungspolitik (Opfergold),
·
Gold aus den
Währungsreserven von Zentralbanken besetzter Länder. (11)
Die UEK schließt am 19. Dezember 2001 ihre Arbeit ab und löst sich auf. Am
22. März 2002 werden der Schlussbericht und die letzten sieben Studien und
Beiträge zur Forschung der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Homepage der UEK
bleibt unter der Regie der Bundeskanzlei weiter bestehen. (12)
Der Zug der Freiheit. Flucht der Juden. Ankunft der Nazis in Canfranc
Es soll hier nur kurz erwähnt werden, dass Marc Chagall, Max Ernst und
Hunderte von anderen Juden über Canfranc vor den Nazischergen fliehen können.
Canfranc - Lissabon - USA heißt die Route. Zahlreiche Juden schaffen vor allem
nach der Besetzung Canfrancs durch die Nazis, Ende 1942, die Flucht nicht. Sie
werden deportiert. Einige liegen auf dem Friedhof von Canfranc begraben.
Canfranc ist ebenfalls der Ort für Agenten des französischen Widerstandes,
für den "König von Canfranc" Albert Le Lay, Chef des französischen
Zolls, Oberst Remy und andere, wie die "Helden der spanischen
Pyrenäen".
Ein 956 Seiten starker Bericht der UEK, in vier Sprachen, präsentiert am
10. Dezember 1999, befaßt sich mit der Politik der Schweiz gegenüber den
Flüchtlingen, während des zweiten Weltkrieges: "Die Schweiz und die
Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus", samt Beiheften zum
Personentransit, zu den deutschen Lösegelderpressungen in den Niederlanden, zu
den Flüchtlingen als Thema der öffentlichen politischen Kommunikation und zu
den rechtlichen Aspekten der Flüchtlingspolitik. (12)
Das unsichtbare Visier
Nach dem Zweiten Weltkrieg dienen Goldreserven der Nazis sowohl in Portugal
und Spanien als auch in Argentinien dazu, dass einige der schlimmsten
Nazi-Kriegsverbrecher sich aus Deutschland absetzen können. Der Vatikan hilft
ihnen dabei. Wer erinnert sich nicht der spannenden DDR-Serie, von 1973,
"Das unsichtbare Visier", wo gezeigt wird, wie die Verbrecher über
Italien nach Argentinien geschleust werden.
Die von Otto Skorzeny gegründete geheime Organisation ODESSA verhilft dem
SS-Arzt Josef Mengele über Argentinien und Paraguay nach Brasilien,
Gestapo-Chef und SS-Gruppenführer Heinrich Müller entkommt, wie auch der
Gestapo-Chef von Lyon Klaus Barbie, der "Schlächter von Lyon", wie
Adolf Eichmann, den der Mossad 1961 aus Argentinien entführt, wie Alois
Brunner, der noch immer nicht gefunden ist, wie viele andere. (13)
Die SS transferiert schon während des Krieges große Summen Geldes und
Goldes zur Finanzierung ihrer Flucht ins Ausland, beispielsweise in den
baskischen Hafen Pasajes/Spanien und von dort nach Südamerika. Einige der
Verbrecher können aber auch im Schutz der Diktatoren Antonio Oliveira Salazar
und Francisco Franco ruhig in Europa bleiben. So zeigt sich die angebliche
Neutralität dieser Diktatoren bis zuletzt. Die Alliierten lassen sie gewähren,
da mit dem Kampf gegen den Kommunismus und gegen die Sowjetunion neue Aufgaben
anstehen. Portugal ist Gründungsmitglied der NATO, ebenso wie die ehemalige
Achsenmacht Italien.
22. September 2004 - Links aktualisiert, am 8. Juni 2020
Anmerkungen
(1) Die Titanic der Pyrenäen. Ortserkundungen (1), von Kristine von Soden.
Co-Produktion SWR/DLF, Sendung, vom 3. August 2004, 19:15-20:00 Uhr
(2) Soweit nicht anders vermerkt, sind die Informationen dem Buch des
spanischen Rechtswissenschaftlers, Autors und Journalisten Ramón J. Campo
entnommen: Ramón J. Campo: El Oro de Canfranc. Biblioteca Aragonesa de Cultura,Zaragoza 2002
El Oro de Canfranc. Por Ramón J. Campo y Heraldo.es
Canfranc y el oro de los nazis: nuevas revelaciones, Heraldo, 16/4/2015
(3) Algunas fechas importantes para el F.C. de Canfranc. 1993 - 2018. 25 anniversario CREFCO
Canfranc y el oro de los nazis: nuevas revelaciones, Heraldo, 16/4/2015
(3) Algunas fechas importantes para el F.C. de Canfranc. 1993 - 2018. 25 anniversario CREFCO
(4) U.S. and Allied Efforts To Recover and Restore Gold and Ohter Assets
Stolen or Hidden by Germany During World War II. Preliminary Study, Coordinated
by Stuart E. Eizenstat, Prepared by William Z. Slany, The Historian, Departmentof State, May 1997 (259 Seiten)
(5) Holocaust Reverberation: The Emerging Story of Nazi Gold, by Stuart
Eizenstat, Under Secretary for Economic, Business and Agricultural Affairs. Addressto the United Jewish Appeal National Young Leadership Conference, WashingtonD.C., March 23, 1998
Law-Related Resources on Nazi Gold and Other Holocaust Assets, Swiss Banks
during World War II, and Dormant Accounts. Updated 13 June 2003
(7) Das ebenfalls kriegswichtige Chrom wird an Deutschland von der
neutralen Türkei geliefert, in einigen Kriegsjahren liefert es 100 Prozent des
benötigten Chroms. Das neutrale Schweden liefert Eisen und Kugellager. Das
neutrale Argentinien liefert Güter und macht sich wie Spanien und Portugal als
Sympathisant der Nazis nützlich.
Report: Neutral nations´ trade kept Nazi war machine going. Spain, Turkey respond to U.S. details on use of looted gold. CNN.com, Jerrold Kessel and AP,June 2, 1998
1996 stammen Dreiviertel der Wolframlieferungen aus dem Einzugsgebiet des
Yangtse, in China. Aus Russland stammen neun und aus Portugal vier Prozent.
(8) Zum Thema Geldwäsche in der Schweiz, im Zweiten Weltkrieg siehe: Gian
Trepp: Bankgeschäfte mit dem Feind. Die Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich im Zweiten Weltkrieg. Von Hitlers Europabank zum Instrument
des Marshallplans. Rotpunktverlag, Zürich 1993
(9) New Supplement to the State Department Report on Holocaust Assets.
Jewish Virtual Library, June 1998
Jewish Virtual Library, June 1998
(11) Die Schweiz und die Goldtransaktionen im Zweiten Weltkrieg. UEK (Hg.)
Veröffentlichungen der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz-Zweiter
Weltkrieg, Band 16, Überarbeitete und ergänzte Fassung des Zwischenberichts,Chronos-Verlag, Zürich 2002
(13) ODESSA. Organisation der ehemaligen (oder entlassenen) SS-Angehörigen.
Von Friedrich Paul Heller. Lexikon. Informationsdienst gegen Rechtsextremismus. Ganymed, 21. Mai 2006