Wenn Sarko siegt, gibt es Krieg?


Artikel vom 22. April 2007 - erweitert im Bereich der Anmerkung 8 um die Auswertung des wunderbaren Artikels der Humanité, vom 28. Oktober 2006 [einige Links aktualisiert]

Am Tag vorm ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen in Frankreich schickt mir ein Freund aus Paris einen aus SpiegelOnline übernommenen Artikel der Netzeitung "Wenn Sarko siegt, gibt es Krieg". Diese und weitere Artikel ähnlichen Informationsgehaltes bekommt man geboten, wenn man die Druckfunktion des Artikels betätigt. An den Überschriften bereits kann man sehen, wo das Herz der Autoren schlägt, links: Sarkozy will Justiz von Chirac fernhalten, mit dem kleinen letzten Satz, daß der Kandidat die Meldungen dementiere. Das macht aber der Netzeitung nichts, die Überschrift bleibt. (1)

Nicolas Sarkozy hat große Chancen Präsident zu werden, und dann werden die Unruhen in den Vorstädten weniger. Es ist nicht wahr, daß er dort der bestgehaßte Politiker ist, das ist er bei den muslimischen "jeunes", die ich in einigen meiner Artikel hinreichend porträtiert habe. Im Abschnitt Informationen und Einschätzungen von den Foren der Zeitungen des Artikels Vorstadt-Intifada habe ich Kommentare von Kisait, maxwell und sosko aus dem Parisien zitiert, auf dessen Foren eher das Bild der französischen Meinungen getroffen ist als im redaktionellen Teil der MSM, wobei besonders der Kommentar von Kisait (= qui sait, wer weiß?), vom November 2005, einiges über die Befindlichkeit der Bewohner der Vorstädte aussagt: (2)

Wenn wir die islamischen Verantwortlichen sagen hören (den Verantwortlichen der Moschee von Épinay): die französische Regierung muß uns gegenüber ihre Entschuldigung ausdrücken, und unausgesprochen, dann tritt die Ruhe wieder ein, halten wir ein ... Wenn die einzelnen ihre Molotow-Cocktails mit dem Schrei Allah Akbar werfen ... und wenn gewisse Intellektuelle, Soziologen, Politiker von rechts und von links sagen, die Jugendlichen zerstören, weil sie Elend ertragen müssen: halten wir ein, unser Gesicht zu "verschleiern". Ihr spielt das Spiel der Extremisten aller Art! Vergessen Sie nicht, meine Herren, daß die wirkliche Misere von Leuten ertragen wird (Weiße, Schwarze, Nordafrikaner), die täglich mit diesen Gewalttätigkeiten leben, die arbeiten und dafür kämpfen, um da herauszukommen und ihre Hautfarbe oder Herkunft vergessen zu machen ... (3)

Die Menschen, die dort wohnen, die auf anständige Art versuchen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, die hassen Nicolas Sarkozy nicht. Im Gegenteil, aber Tobias Schmidt, von der Netzeitung, liest anscheinend genauso wenig Blogs und unterhält sich mit den Bewohnern der Vorstädte wie unsere MSM. Sarkozy beschimpfte Vorstadt-Randalierer als 'Gesindel', ist die Unterzeile zu einem Foto des Artikels von Tobias Schmidt. Ja, bitte, was sind sie sonst? Die Bezeichnung "racaille" stammt übrigens nicht von Nicolas Sarkozy, sondern von einer Frau, die bei dessen Besuch in der Vorstadt Argenteuil ruft: "Débarrassez-nous de cette racaille !" Entledigen Sie uns dieses Abschaums. Nicolas Sarkozy antwortet mit dem herrlich elegant formulierten und von mir leider nicht in aller Schönheit zu übersetzenden Satz: "Madame, la racaille du quartier, on va vous en débarrasser". Madam, dieses Abschaums des Quartiers, man wird sie dessen entledigen. Die Medien zitieren nur die Antwort des Ministers, sie hüten sich, den Ausspruch der Frau zu zitieren, genauso, wie sie nicht über den Inhalt seiner Unterredung mit den Jugendlichen berichten. So erwecken sie den Eindruck, daß Nicolas Sarkozy alle Bewohner der Vorstädte stigmatisiert. (4)

Seinerzeit wie heute wird der Spruch von der "racaille" gegen Nicolas Sarkozy benutzt. Im November 2005 ist es nicht klar, wer für die bürgerliche UMP in den Präsidentschaftswahlkampf zieht, Jacques Chirac und die Chiraquie, parteiinterne Gegner des Nicolas Sarkozy, sind noch sehr mächtig, so daß Medien, die dieser politischen Richtung verpflichtet sind oder ihr nahestehen, gemeinsam mit den Medien der politischen Konkurrenz unisono auf den Innenminister eindreschen. Der Autor der Netzeitung drischt weiter mit.

Welch ein idiotischer Artikel!

"Ich würde ihm nicht raten, hier eine Wahlkampfveranstaltung zu machen", sage der 22-jährige Ahmadi, trotz Abitur in der Tasche seit drei Jahren vergeblich auf Jobsuche.

Gestern schreibt mir eine Freundin aus Berlin eine Email über ihren Sohn betreffende Neuigkeiten. Er durchläuft nach dem Abitur, als er nicht sofort einen Studienplatz zum Architekturstudium bekommt, eine Zimmermannslehre, die er mit Prädikat abschließt, dann studiert er Architektur und legt ein erstklassiges Examen ab. Mitte Mai wird er nach fast zweijähriger Arbeitslosigkeit nach Australien auswandern.

Der 22-jährige Ahmadi kommt auf solche Ideen gar nicht erst, weil er selbstverständlich meint, daß der Staat ihn versorgen muß. Ahmadi hat sich selbst abgeschoben, unter die zu kurzen Fittiche des französischen Staates. Das hat zur Folge, daß er vor Aldi in Clichy-sous-Bois mit Freunden die Zeit totschlägt. Bei Tobias Schmidt ist der Islam selbstverständlich ausgeblendet. Islam, Muslim, islamisch kommen im Artikel keinmal vor, was bei der Materie Könnerschaft voraussetzt. Die bedauernswerten Jugendlichen sind zum Großteil aus afrikanischen Einwandererfamilien. So lügt er nicht durch falsche Worte, sondern durch Auslassungen. Die Jugendlichen hätten mit ihren wochenlangen Krawallen auf ihre Ausgeschlossenheit aufmerksam gemacht.

Ahmadi meint, er würde Nicolas Sarkozy nicht raten, in Clichy-sous-Bois Wahlkampf zu machen, in dem Ort, in dem die Randale am 27. Oktober 2005 anfängt. Der Autor findet nichts bei der Drohung, die Ahmadi ausspricht, sie scheint ihm selbstverständlich und gerechtfertigt zu sein. So sieht es auch Tariq Ramadan auf dem Höhepunkt der Vorstadtkrawalle, in der Sendung Ripostes des Serge Moati, am 13. November 2005:

"Il y a une légitimité à la violence ! Il y a une légitimité à la revolte !" Es gibt eine Rechtmäßigkeit der Gewalt! Es gibt eine Rechtmäßigkeit der Revolte! Was ist diese Rede anderes als Billigung von Terrorismus? Die Intellektuellen Frankreichs und auch der deutsche Berichterstatter der Associated Press haben keine Probleme mit solchen Drohungen. (5)

Ahmadi ist in Clichy geborener Sohn malischer Zuwanderer; er belehrt Tobias Schmidt, und der belehrt uns über die Gründe für die Zustände: nicht die Einwanderung sei das Problem Frankreichs, sondern die Armut: "... man hat uns innerhalb der Gesellschaft abgeschoben." Ahmadi ist Opfer, wie alle Krawallmacher der Vorstädte Frankreichs. Weil die Gesellschaft sie abgeschoben hat, fackeln diese Opfer Autos, Schulen, Kindergärten, Ladengeschäfte und hin und wieder Menschen ab, vergewaltigen als Bande in den tournantes einzelne wehrlose Mädchen. Die meisten Menschen in Clichy teilen dieses Gefühl durchaus nicht, vor allem nicht diejenigen, die hart arbeiten, um ihre Lage zu verbessern.

An ihrer Situation hat sich seit den Herbstunruhen 2005 kaum etwas verändert. Das ist eine entlarvende Formulierung. Die Jugendlichen warten passiv, daß man etwas für sie tut, sonst stünde da nämlich: Sie haben an ihrer Situation seit den Herbstunruhen kaum etwas verändert.

Die Gemeinde wartet auf bessere Verkehrsanbindung, die Gemeinde wartet auf weniger menschenverachtenden Wohnraum, kurz, die Gemeinde wartet auf den Sankt Nimmerleinstag. Während der Wartezeit darf man sich die Wohnungen wenigstens von außen ansehen, dann bekommt man einen Eindruck davon, daß die Bewohner nicht bereit sind, das geringste selbst zu tun, im Gegenteil, sie lassen das bißchen noch vergammeln. Das zu beurteilen, mag für Deutsche, die noch nicht in Frankreich waren, die Fotostrecke über den médiateur citoyen, den Vermittler zwischen den Jugendlichen und den Ordnungskräften im Quartier, über den "Grand frère", den Multifunktionär und Sporterzieher Samir Mihi in der Le Monde hilfreich sein. Die Fotos zeigen verwahrloste Häuser und Balkons und einen bei Polizeieinsätzen gegen Krawallmacher umgestoßenen Mülleimer, dessen Inhalt breitgetreten im Rinnstein gammelt; alle warten auf die Staatsbediensteten, die das wieder aufkehren. Keiner kommt auf den Gedanken, Besen und Schaufel zu holen und den Müll in die Tonne zurückzuschaufeln, sondern man regt sich auf, und der Fotoapparat hält den häßlichen Zustand fest: keiner kümmert sich, man ist abgeschoben. (6)

Wer in Frankreich war oder hier lebt, der kennt die Verhältnisse. Man findet beispielsweise sehr schwer gute Mietwohnungen zu erschwinglichen Preisen, weil die Eigentümer die Wohnungen lieber verkaufen als vermieten. Zu schlechte Erfahrungen machen sie mit Mietern, die alles verwahrlosen lassen. Hier in Perpignan gibt es ganze Stadtteile davon.

Es gibt in Clichy keine Metro-Station und keine Regionalbahn. Der nächste Autobus ist der Autobus 601ab. Eine Straßenbahn soll bis 2010 gebaut werden. Die Fahrtzeiten der Bürger zur nächsten Regionalbahn RER E würde dann von 40 Minuten auf 10 Minuten verringert. (7)

Diese berechtigten Forderungen der Bürger von Clichy-sous-Bois bestehen, es sind die Interessen der arbeitenden Menschen, die unter der fehlenden Verkehrsanbindung leiden. Von denen aber nimmt keiner an den Krawallen teil, im Gegenteil, deren Autos werden demoliert und abgefackelt, so daß sie jetzt sehen können, wie sie mit dem Autobus 601ab weiterkommen. Wie kann ein AP-Korrespondent einerseits erzählen, die Jugendlichen schlügen vor Aldi die Zeit tot, und andererseits monieren, daß eine Verkehrsanbindung fehlt, die Wege um eine halbe Stunde verkürzt? Wie kann er glauben machen, die Krawalle hätten stattgefunden, weil  es keine gute Verkehrsanbindung gibt? Les jeunes als Interessenvertreter der arbeitenden Menschen der Vorstadt? Diejenigen, die eine behinderte Frau in einem Autobus anzünden?

Bouna et Zyed morts pour rien, Bouna Traoré und Zyed Benna gestorben für nichts, das ist inzwischen eine ganze Industrie, angeführt von eben dem "Vermittler" Samir Mihi, Präsident der zum Andenken an Bouna und Zyed von ihm gegründeten Vereinigung Au-delà Des Mots (ADM), Jenseits der Worte, Gründungsmitglied des Kollektivs AC le feu, Genug des Feuers. Die beiden vom elektrischen Schlag im Hochspannungshäuschen getroffenen jungen Männer, sie sind Opfer, für die Rapper Stücke schreiben, ein Album herausbringen und Video-Clips inszenieren. Bereits zum Jahrestag des Unglücks berichtet die Humanité herzzerreißende Rührstückchen über die armen unschuldigen Opfer. Für sie wird eine schwarze Gedenktafel enthüllt; sie ist auf einer weißen Marmorstele angebracht. In goldenen Lettern ist eingraviert: "Zwei Kinder haben die Erde verlassen, aber zwei Engel sind ins Paradies eingetreten." Darüber liest man: "Zur Erinnerung an Bouna Traoré und Zyed Benna."  Die beiden Jugendlichen starben in einem Transformator der EDF, wohin sie sich nach einer Hetzjagd durch die Polizei geflüchtet hatten. Gestern morgen hat Clichy-sous-Bois ihrer ehrend gedacht, in Ruhe und Würde, berichtet L'Humanité über diese Groteske.

Man darf abwarten, ob die beiden eines Tages durch die Fatwa eines selbsternannten Imams in den Stand der Märtyrer erhoben werden.

"Geben wir niemandem die Gelegenheit, auf uns mit dem Finger zu weisen!" mahnt Samir Mihi. Der von ihm angeführte Massenauflauf vor dem Rathaus der Stadt zu den Feierlichkeiten umfaßt laut Huma einige Hundert Bürger von Clichy, Väter, Mütter und vor allem Jugendliche mit ernster Miene und schwerem Herzen. Trauben von Journalisten auf der Suche nach Eindrücken und Gefühlen der Trauernden sorgen für die nötige Öffentlichkeit durch geschickte Wortwahl und Kameraführung, um die Demonstration ins rechte bzw. linke Licht zu setzen. "Es gibt nichts zu kommentieren, man möchte nur, daß die Welt (sic!) unsere Würde sehe", antwortet ein junger Mann ins Mikrofon. Dann setzt sich der Schweigemarsch hinter einer Banderole mit einigen zig (!) Jugendlichen in Bewegung: Des dizaines de jeunes. Mit dabei sind die erwarteten Vertreter der kommunistischen Partei, ihre Nationalsekretärin Marie-George Buffet und der Freund der islamischen Fundamentalisten Mouloud Aounit, Generalsekretär des MRAP, der sich in seine Vergangenheit zurückversetzt fühlt, da er für die Rechte der beur, der Araber, demonstriert, aber auch die UMP-Bürgermeister der Vorstädte Montfermeil Xavier Lemoine und von Rancy Éric Raoult sind dabei. (8)

Was den Massenauflauf einiger Hundert angeht und den Schweigemarsch einiger zig: Die Stadt Clichy hat zum Stichtag 1. Januar 2005 eine Einwohnerzahl von 28 700. Es sind die restlichen 28 000 Bürger der Stadt Clichy, darunter Tausende Araber und Schwarzafrikaner, für deren Entwicklung und Wohlergehen sich der Präsidentschaftskandidat Nicolas Sarkozy mehr zu interessieren scheint. (9)

Hier noch einmal der Auslöser der Krawalle: am 27. Oktober 2005 laufen drei muslimische Jugendliche fort, als sie sehen, daß von Polizisten eine Ausweiskontrolle durchgeführt wird. Erst später wird bekannt, daß einer der Jugendlichen wegen Räuberei gesucht wird. Zwei der drei kommen in einem Trafohäuschen, in das sie sich flüchten, durch Stromstöße zu Tode. Man muß dabei wissen, daß die Mauern des Gebäudes drei Meter hoch und mit Stacheldraht gesichert sind. Große Schilder machen auf die Lebensgefahr aufmerksam. Während sich nun die französischen Journalisten damit aufhalten, ob die drei verfolgt wurden oder nicht - im ersteren Falle weisen sie der Polizei die Schuld am Tod der 15- und 17-jährigen Jugendlichen zu -, sagt der überlebende Junge aus, daß sie nicht verfolgt worden seien. Aus der Berichterstattung geht hervor, daß der Polizei das Recht abgesprochen wird, Kriminelle zu verfolgen. Hinzu kommt, daß der überlebende Türke oder türkischstämmige Junge später seine Aussage revidiert, sie seien sehr wohl verfolgt worden. Nun also sind die beiden Opfer, es gibt Kondolenzbücher, Trauermärsche, Kranzniederlegungen, an denen auch die Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal in schlichtem Outfit teilnimmt.

Samir Mihi fordert die Jugendlichen auf, zur Wahl zu gehen, und tatsächlich lassen sich in den Vorstädten viele in die Wahllisten einschreiben. In Clichy ist die Zahl der in die Listen eingetragenen Wähler von 7000 auf 10 500 angestiegen, im prekärsten Department Seine-Saint-Denis, dem Department neuf-trois, 93, insgesamt um 8,5 Prozent. Man darf raten, welche Wahlempfehlung Samir Mihi den Jugendlichen gibt. Jedenfalls stellt sein Collectif AC le feu in einem "Sozial- und Bürgervertrag" Bedingungen an die Präsidentschaftskandidaten: 105 Forderungen in neun Kapiteln; Fragen zu Beschäftigung, Diskriminierung, Wohnung werden den Kandidaten gestellt. Das Collectif AC le feu schlägt vor, leerstehende Wohnungen und Büroräume zu beschlagnahmen, Mieten den Gehältern der Mieter anzupassen, Arbeitslosen-, Wohnungs- und Opferhilfen auszuloben, zusätzliche Posten im öffentlichen Dienst, darunter Arbeitsinspektoren einzurichten und das Mindestgehalt auf 1500 Euro anzuheben. Das Kollektiv will unbefristete Arbeitsverträge für alle. Gegen die Diskriminierung will AC le feu einen dem Geschichtsbild der Migrantenkinder angepaßten Geschichtsunterricht "histoire partagée et plus juste", etwa: eine ausgewogene und gerechtere Geschichte. Immigranten sollen das Wahlrecht haben bei Gemeinde-, Kantonal- und Regionalwahlen. (10)

Die Forderungen überbieten die der Ligue Communiste Révolutionnaire (LCR), des Parti Communiste (PCF) und aller linken und linksradikalen Grüppchen zusammengenommen. Soweit zur Vermittlerrolle des Samir Mihi.

Der Blogger der Site Proelium äußert seine Meinung zum "Vermittler" Samir Mihi und den Krawallen vom Herbst 2005. Er weist auf den Obin-Bericht hin, der die von AC le feu geforderten Geschichtsklitterungen im Sinne der muslimischen Araber in einigen Schulen als längst praktiziert feststellt: Frankreich ist schon heute Teil von Eurabia. (11)

Statt einen Unterricht abzuhalten, der die Geschichte Frankreichs für alle gleich vermittelt, soll Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Muslime genommen werden. Teile, die als zu jüdisch-christlich angesehen werden, solche, die nicht eine vollständige Verteuflung der Kolonialzeit vermitteln, solche, wo man über vorislamische Zeit spricht, sollen nach dem Willen von AC le feu des Samir Mihi zugunsten einer "gerechteren" Geschichte geändert werden. Heute schon argumentieren muslimische Schüler: "Rousseau entspricht nicht meiner Religion", oder "die Shoah ist eine Beleidigung der Leiden der anderen". Diese Einstellung der Geschichte gegenüber will AC le feu legalisieren.

Samir Mihi ist unermüdlich tätig, den Opferstatus der muslimischen Jugendlichen zu behaupten, und über die beiden am 27. Oktober 2005 in dem Trafohäuschen umgekommenen Bouna und Zyed sagt er im Oktober 2006: "Die Krawalle haben dazu gedient, daß der Tod von Bouna und Zyed nicht unter Verschiedenes abgelegt wird, daß man nicht vergißt". Leider sind sie aber nichts weiter, oder was will er hineindichten? Morde, Taten der rassistischen Polizei, die zwei Jungen tötet oder sie zumindest hilflos sterben läßt? Sollten sie in das Trafohäuschen eilen und ebenfalls ihr Leben verlieren? Der Blogger sieht den Tod der beiden als tragischen Unfall an, der nicht Ursache der Krawalle ist: welcher Vorwand auch immer war willkommen. Sie sengen und brennen, greifen Menschen an, vergewaltigen Frauen und töten täglich. Sie hätten während der Novemberkrawalle den Rhythmus nur intensiviert, weil sie dank Bouna und Zyed ein Alibi gehabt hätten. Diese islamisch-konsumorientierten Krawalle hätten nichts Soziales an sich, sondern es ginge um schnelles Geld und gefügige Mädchen.

Sie beschweren sich über ihren Ausschluß? Sie sind die ersten, die Menschen beleidigen, die ihnen nicht ähnlich sind, die hinten im Bus sitzen, Hasch rauchen und ihre beleidigende Rap-Musik spielen. Nur ein Beispiel, und nicht einmal das schlimmste, ist La France est une garce, von Rapper Richard Makela. (12)

Wenn man sie bittet, die Musik etwas leiser zu spielen oder die Joints auszumachen, bekomme man zur Antwort: Was, bist du Fascho!? Geh, man wird deine Rasse ficken, "sale blanc" und/oder "sale çais-Fran", dreckiger Weißer, oder dreckiger  Franzose. In diesem Milieu müssen Hunderttausende von  Menschen bestimmter Quartiere wohnen und die Aggressionen und Krawalle dieser Jugendlichen aushalten, deren Motto  zu sein scheint: Unsicherheit, Straflosigkeit, Absurdität.

Dann kommt der Blogger auf die beiden während der Krawalle ermordeten Männer, von denen man nicht spreche. Es sind der zu Tode geprügelte 60-jährige Rentner Jean-Jacques le Chenadec, er wollte seinen brennenden Müll löschen, und der 46-jährige Angestellte einer Möbelfirma Jean-Claude Irvoas, der vor den Augen seiner Frau und seiner 15-jährigen Tochter zu Tode geprügelt wird, als er für einen Katalog eine Laterne fotografiert und sich wehrt dagegen, daß ihm zwei Jugendliche seinen Fotoapparat stehlen. Die beiden 19- und 23-jährigen Männer sind bei der Polizei als Diebe und Drogenhändler bekannt.

Diese Barbaren und Mörder wollen sich nicht integrieren in die französische Gesellschaft, aber um die beiden totgeprügelten Männer kümmern sich die französischen Behörden nicht, sie lassen ihnen und ihren Angehörigen keine Zuwendung angedeihen. Die sozialistischen, trotzkistischen und anti-rassistischen Organisationen, die sonst immer sofort reagieren, sie sind nicht einmal betroffen. Durch ihr Schweigen zeigen sie ihre Mißachtung gegenüber den zwei Bretonen, gegenüber einem ganzen Volk. (13)

Die Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal erweist den beiden im Trafohäuschen verunglückten Jungen in Clichy-sous-Bois die Ehre (sic!) und bittet die Angehörigen für die Folgen der Polizeiaktion um Verzeihung. Es gibt dazu rührende Fotos der ergriffenen Politikerin. (14)

Im Internet findet man nirgendwo einen Link, in dem mitgeteilt wird, daß sie den zu Tode geprügelten beiden Bretonen die Ehre erwiesen hätte. Im Gegenteil, Ivan Rioufol schreibt im Figaro unter dem Titel Die Barbarei und ihre Unterstützer: (15)

Dem PS ist es niemals in den Sinn gekommen, von denjenigen Entschuldigungen zu fordern, die Godfran Hadaoui in Marseille zu Tode steinigten, Chahrazad Belayni in Neuilly-sur-Marne verbrühten, Jean-Claude Irvoas in Épinay und Jean-Jacques Le Chenadec in Stains totprügelten, und Ilan Halimi in Bagneux zu Tode marterten.

Die Linke gibt den Verbrechern ein Alibi als angebliche Opfer, sie fordert Nicolas Sarkozy auf, sich bei den Angehörigen von Bouna und Zyed zu entschuldigen. Die sozialen Forderungen der Jugendlichen der Vorstädte äußern sich vermehrt in bürgerkriegsähnlichem Verhalten. Niemand wagt es, die Rolle des revolutionären Islams in seinem Wunsch zu bezeichnen, den Staat herauszufordern. Diese Ideologie wird sicherlich von einer Minderheit getragen, aber sie ist es, die die Geschichte ins Wanken bringt. Auch ist es Aufgabe der in der Mehrheit befindlichen moderaten Muslime, die anfälligsten vor dem Fanatismus zu warnen. Ihnen obliegt es, das französische Modell zu verteidigen, das sie aufgenommen hat. Die Stunde ist gekommen.

Tobias Schmidt, um auf ihn zurückzukommen, schreibt, daß das zweitwichtigste für die Jugendlichen der Vorstädte sei zu verhindern, daß Jean-Marie Le Pen wie letztes Mal in den zweiten Wahlgang gelänge, er sei eine Haßfigur. Da hat er sich wohl nicht mit Dieudonné kurzgeschlossen, einem Anhänger dieses Rechtsextremen. Das wichtigste aber ist, Nicolas Sarkozy zu verhindern, meint Ahmadi: "Er hasst uns, und wir hassen ihn. Wenn Sarko siegt, gibt es einen Krieg in den Städten". (16)

Krieg in den Städten wird es geben, wenn Politiker wie Ségolène Royal oder François Bayrou die Präsidentschaft gewinnen; denn dann sehen die "jeunes", daß sie gesiegt haben. Beide Konkurrenten stehen ohne zuverlässiges Team da; die "Elefanten" des PS rühren keinen Rüssel, weil sie unter einer inkompetenten Präsidentin keine politische Zukunft für sich sehen, und François Bayrou, der José Bové für Führungskräfte, ist ein Einmannbetrieb, der sich bei den Sozialisten andient um Personal. Bevor sie als Präsidenten halbwegs aus der Wäsche schauten, hätten die "jeunes" ihre Strategie festgelegt. Sie sind wohlorganisiert, unter anderem von "Grands frères" wie Samir Mihi.

sosko schreibt schon im Herbst 2005 auf dem Forum des Parisien: (3)

Zu sagen, die Jugendlichen sind organisiert, das ist die Wahrheit. Ich habe an dem Aufruhr von Mirail teilgenommen, wo ich wohnte, und ich kann euch sagen, daß die Gruppen der "racailles", des Abschaums, gut strukturiert waren, mit Wachen auf den Dächern und Mobilfunk, um die Ankunft der Polizisten und Feuerwehrleute zu melden ... Die Ausstattung des perfekten Aufrührers mit Maske, Schleuder, Baseball-Schläger, sogar mit Schrotflinte .. das hat lange gedauert, daß die Polizei auf sich hat schießen lassen müssen, ohne daß es irgend jemanden, angefangen bei den Medien, geniert hätte, die diesen Leuten oftmals das Wort erteilen und sich damit brüsten. ... Die Manipulation ist sehr wahrscheinlich, wenn man der Ausbreitung der Fundamentalisten in unseren Vorstädten zusieht, und wenn man ihre Rede kennt, dann fragt man sich zurecht, welches ihre Verantwortung bei dem Verhalten ist. ...

Inzwischen sind eineinhalb weitere Jahre tatenlos vergangen. Die Arabienpolitik des Jacques Chirac hat keinen Raum gelassen, das Vordringen des politischen Islams in den Vorstädten, den Städten und in ganz Frankreich wirksam einzudämmen. Solches will der in den arabischen Staaten beliebteste westliche Staatsmann nicht. Ségolène Royal oder François Bayrou wollen und können es nicht, vom Trotzkisten Olivier Besancenot nicht zu reden - aber der spielt schon jetzt keine Rolle. (17)

Jacques Chirac ist nach einer Umfrage des US-amerikanischen Instituts Zogby, im Juli 2004, trotz Gesetz gegen das Kopftuch der beliebteste führende Politiker, gefolgt vom bereits 1970 verstorbenen Führer des arabischen Nationalismus, dem ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser, der Krieg gegen Israel führte, und vom Generalsekretär der 1982 mit iranischer Hilfe gegründeten schiitischen libanesischen Hisbollah (Partei Allahs) Sajjed Hassan Nasrallah. Den vierten Platz teilen sich Saddam Hussein und Osama bin Laden. (18)

Nicolas Sarkozy wird einen solchen Platz im Herzen der Araber und ihrer korrupten Führer niemals einnehmen. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb wird es keinen Krieg in den Vorstädten geben, Ahmadi, sondern es besteht endlich die Chance, mit den muslimischen Vorstadt-Terroristen fertigzuwerden.

22. April 2007 - erweitert im Bereich der Anmerkung 8 um die Auswertung des wunderbaren Artikels der Humanité, vom 28. Oktober 2006

Quellen [die Artikel www.eussner.net sind nicht mehr online!]

(1) Sarkozy will Justiz von Chirac fernhalten, netzeitung, 11. April 2007

(2) Forum. Le Parisien

(3) Vorstadt-Intifada - "Allah Houakbar !" 5. November 2005
http://www.eussner.net/artikel_2005-11-05_21-10-50.html

(4) De la désinformation au sujet de deux mots. Par Yves Desgrées du Loû. 

(5) Banlieues : miroir des peurs françaises ? Ripostes. Présenté par Serge Moati, 



(8) L'association Au-delà Des Mots (ADM), créée à la mémoire de ZIED & BOUNA, 
morts le 27 octobre 2005 a le plaisir de vous annoncer la sortie de l'album hommage 
"MORTS POUR RIEN" le 16 janvier 2007

On ne pourra pas les oublier ...  Par Laurent Mouloud, L'Humanité, 28 octobre 2006

(9) Ville de Clichy-sous-Bois. Population

(10) AC le feu soumet aux candidats son "contrat social et citoyen". AFP, 

(11) Frankreich ist schon heute Teil von Eurabia. 22./24. Mai 2005
http://www.eussner.net/artikel_2005-05-22_19-29-26.html

(12) Frankreich ist eine Schlampe ... 28. Juni 2006
http://www.eussner.net/artikel_2006-06-28_01-14-48.html

(13) Quand les banlieues brûlent. Retour sur les émeutes de novembre 2005
Laurent Mucchielli, Véronique Le Goaziou. La Découverte

(14) Clichy : Royal rend hommage à Zyed et Bouna. auféminin, 27 février 2007

(15) Le bloc-notes d'Ivan Rioufol : La barbarie, ses soutiens. 

(16)  "Wenn Sarko siegt, gibt es Krieg", Tobias Schmidt, AP, 


François Bayrou Gentleman-Einbrecher. 14. März 2007
http://www.eussner.net/artikel_2007-03-14_19-47-00.html

Ségolène Royal im Libanon: nichts sehen, nichts hören, viel sagen ...
4. Dezember 2006
http://www.eussner.net/artikel_2006-12-04_19-43-50.html

Olivier Besancenot und andere Gönner der muslimischen "jeunes". 4. April 2007
http://www.eussner.net/artikel_2007-04-04_23-55-26.html

(18) Arabische Terroristen: ja! - Ariel Sharon: nein! 7. August 2004
http://www.eussner.net/artikel_2004-08-07_18-54-40.html