Flavius Josephus: Über
das hohe Alter des jüdischen Volkes
Gegen Apion (Auszug) [Links nicht aktualisiert]
22. ... Ausserdem
bezeugt er (Hekataios), dass wir die Kriegszüge Alexanders und
später die seiner Nachfolger mitgemacht haben. Ich will nur das anführen, was
er von der That eines an dem Feldzuge beteiligten Juden berichtet und wovon er
seiner Angabe gemäss selbst Augenzeuge war, nämlich folgendes: "Als ich
ans Rote Meer reiste, befand sich in der jüdischen Reiterabteilung, die uns
geleitete, auch ein mutiger und starker Mann mit Namen Mosollam (Meschullam),
der bei Griechen wie Barbaren allgemein als der beste Bogenschütz anerkannt
war. Als nun die ganze Schar auf der Strasse beisammen marschierte und ein
Wahrsager, der den Flug der Vögel beobachten wollte, alles stillstehen hiess,
fragte der Jude, weshalb man denn warte.
Der Wahrsager machte ihn nun auf einen
bestimmten Vogel aufmerksam und erklärte ihm, wenn dieser sitzen bleibe, wo er sich
jetzt befinde, sei es auch für sie ratsam, an Ort und Stelle zu verweilen; wenn
er sich aber erhebe und vor- oder rückwärts fliege, müssten sie dementsprechend
weiterziehen oder umkehren. Ohne ein Wort zu sagen, spannte der Jude den Bogen
und schoss den Vogel tot. Hierüber wurden der Wahrsager und einige andere
unwillig, und als sie ihn deshalb verwünschten, entgegnete er: "Was seid
ihr doch für verrückte Menschen, dass ihr euch mit diesem Unglücksvogel
einlasst! Wie hätte er, der nicht einmal voraussah, was seiner eigenen Rettung
diente, uns einen vernünftigen Rat inbetreff unseres Marsches geben können?
Denn wäre er imstande gewesen, die Zukunft vorher zu wissen, so hätte er sich
wohl nicht an diesen Ort begeben, aus Furcht, der Jude Mosollam könnte ihn mit
einem Pfeilschuss töten!" Doch genug von dem Zeugnis des Hekataios (1);
wer Lust hat, kann ja das nähere leicht aus dem Buche selbst erfahren. ... Im
Anschluss an diesen Bericht (über Stratonike) spottet nun Agatharchides
(2) über das abergläubische Gebaren der Stratonike (3), wobei er dann auch auf
uns zu sprechen kommt, und zwar folgendermassen: "Die sogenannten Juden
bewohnen eine überaus stark befestigte Stadt, welche die Eingeborenen Jerusalem
nennen. Sie haben die Gewohnheit, sich am siebenten Tage der Arbeit zu
enthalten und während desselben weder Waffen zu tragen noch den Acker zu bauen
noch irgend einer anderen Beschäftigung obzuliegen; vielmehr beten sie mit
ausgebreiteten Händen im Tempel bis zum Abend. Einst zog Ptolemaeus Lagi (4) an
einem solchen Tage mit Heeresmacht in die Stadt ein, und da die Bewohner an
ihrer unsinnigen Gewohnheit festhielten, anstatt ihre Vaterstadt zu beschützen,
bekam diese einen harten Gebieter. Es war somit der Beweis geliefert, dass das
Gesetz einen ganz verderblichen Brauch eingeführt hatte. Auch zogen alle, nur
nicht die Juden, aus diesem Ereignis die Lehre, dass man solchen Träumereien
nicht nachhängen dürfe und den hergebrachten Wahn von einem religiösen Gesetz
aufgeben müsse, sobald vernünftige Überlegung in bedrängter Lage keinen Ausweg
mehr sieht." (Die Juden haben in 2293 Jahren diesbezüglich einiges
gelernt). (5) Die Treue gegen das Gesetz kommt also dem Agatharchides
lächerlich vor; prüft man aber ohne Vorurteil, so wird man eine bedeutsame und
durchaus lobenswerte Erscheinung darin finden, dass es Leute giebt, welche die
Beobachtung der Gesetze und die Frömmigkeit gegen Gott allzeit höher achten wie
ihre eigene und des Vaterlandes Rettung. (Seite 122 - 125)
25. Den Anfang mit
Schmähungen gegen uns machten die Aegyptier, und um sich ihr Wohlgefallen zu
erwerben, haben auch sonst manche sich damit abgegeben, die Wahrheit zu
verdrehen, indem sie weder die als geschichtliche Thatsache feststehende
Einwanderung unserer Vorfahren nach Aegypten zugeben, noch ihren Auszug
wahrheitsgemäß darstellen. Gründe, uns zu hassen und zu beneiden, hatten ja die
Aegyptier genug, vor allem den, dass unsere Vorfahren in Aegypten das
herrschende Element waren und, als sie nach dem Auszug von dort die Reise in
ihr Heimatland machten, abermals der Gunst des Glückes sich erfreuten. Arge
Feindschaft erregte ferner bei ihnen der religiöse Gegensatz; denn der
Unterschied unserer Gottesverehrung von der dort vorgeschriebenen ist ebenso
gross wie der Abstand zwischen der Natur Gottes und der der unvernünftigen
Tiere. Herrscht doch bei ihnen der allgemeine Glaube, die letzteren seien
Götter, so sehr sie auch in der Art, sie zu verehren, voneinander abweichen
mögen. Fürwahr, das sind gedankenlose und ganz unverständige Leute, die sich seit
uralter Zeit an schlechte Vorstellungen über die Götter gewöhnt haben. Unsere
ehrwürdige Lehre von Gott anzunehmen, dazu konnten sie sich nicht aufraffen,
und als sie sahen, wie zahlreich die Anhänger unseres Glaubens wurden, da regte
sich ihr Neid. Einige von ihnen gingen in ihrer geistigen Beschränktheit und in
ihrem Unverstand so weit, dass sie sich nichts daraus machten, ihren eigenen
alten Urkunden zu widersprechen; ja, von ihrer Leidenschaft verblendet, merkten
sie es nicht einmal, wenn sie in ihren Schriften mit sich selbst in Widerspruch
gerieten.
(Seite 126 f.)
34. Endlich will ich
noch den Lysimachos (6) anführen, der nicht nur auf demselben Boden der Lüge
steht wie die Genannten (Chairemon und Manetho) (7), sondern ihre
Unglaubwürdigkeit mit seinen Erdichtungen sogar noch überbietet. Deshalb kann
es keinem Zweifel unterliegen, dass ihm lediglich der Hass die Feder führte. Er
sagt nämlich, unter dem aegyptischen König Bokchoris (8) sei das mit Aussatz,
Krätze und anderen Krankheiten behaftete Volk der Juden in die Tempel geflohen
und habe hier um Speise gebettelt. Immer weiter habe die Krankheit sich
ausgebreitet, und dazu sei auch noch das Land unfruchtbar geworden. Der König
Bokchoris habe nun zu Ammon geschickt (Das Orakel von Ammon war das bedeutendste
in Aegypten.), um einen Orakelspruch inbetreff der Unfruchtbarkeit zu erhalten,
und es sei ihm von dem Gotte der Bescheid erteilt worden, er solle die
Heiligtümer von den unreinen und gottlosen Menschen säubern, diese aus den
Tempeln in die Wüste jagen, die Krätzigen und Aussätzigen aber, über deren
Dasein die Sonne (der Sonnengott der Ägypter) zürne, ertränken und die
Tempel durch Sühnopfer heiligen; dann werde die Fruchtbarkeit des Landes sich
wieder einstellen. Nach Empfang dieses Spruches habe Bokchoris die Priester und
Altardiener berufen und ihnen befohlen, die Unreinen auszusondern und sie durch
Soldaten in die Wüste abzuführen, die Aussätzigen und Krätzigen ertränkt und
die übrigen samt und sonders in Einöden versetzt, damit sie hier zu Grunde
gingen. Sie aber hätten sich zusammengeschart und nach gepflogener Beratung in
der ersten Nacht bei brennendem Feuer und Lampenlicht gewacht, um sich zu
schützen, in der nächstfolgenden aber durch Fasten die Götter zu versöhnen
gesucht und um Rettung zu ihnen gefleht. Tags darauf habe dann ein gewisser
Moyses ihnen geraten, unverzagt und geradewegs vorwärts zu dringen, bis sie
bewohnte Gegenden erreichten, und ihnen ausdrücklich anbefohlen, keinem
Menschen eine wohlwollende Gesinnung zu beweisen, niemand den besten, sondern
jedem den schlechtesten Rat zu geben und die Tempel und Altäre der Götter, wo
sie solche anträfen, zu zerstören. Die anderen hätten ihm Beifall gezollt,
ihren Entschluss ins Werk gesetzt, die Wüste durchzogen und seien nach vielen Mühseligkeiten
endlich in bewohnte Gegenden gekommen. Unter steter Misshandlung von Menschen,
Plünderung und Einäscherung von Tempeln hätten sie dann das jetzt Judaea
genannte Land erreicht, eine Stadt gegründet und daselbst sich niedergelassen.
Von dem Gebaren der Gründer sei diese Stadt Hierosyla (= griechisch Tempelraub)
genannt worden; später aber, als sie zu grösserer Macht gelangten, hätten sie
den Namen, um der damit verbundenen Schmähung zu entgehen, geändert und die
Stadt Hierosolyma, sich selbst also Hierosolymer genannt. (Seite 140 f.)
17./21. Januar 2010
Flavius Josephus.
Kleinere Schriften. Übersetzt und mit Einleitung und
Anmerkungen versehen
von Dr. Heinrich Clementz, Fourier Verlag,
Wiesbaden, 2. Aufl.
1995
Flavius Josephus: Der
Jüdische Krieg und Kleinere Schriften,
Marix Verlag, 2008
http://www.marixverlag.de/Suche/flavius_josephus.html
Josephus' Writings
Flavius vs. Apion. Book 1&2. Text in English
http://www.godrules.net/library/flavius/flaviusapion.htm
Flavius Josephus: Über
die Ursprünglichkeit des Judentums. Contra Apionem,
herausgegeben von
Folker Siegert. Vandenhoeck&Ruprecht, Göttingen 2008
http://www.v-r.de/de/titel/1001003790/
Apion (20/30 v.d.Z. -
45/48 d.Z.). By Kaufmann Kohler. JewishEncyclopedia.com
http://www.jewishencyclopedia.com/view.jsp?artid=1641&letter=A
Quellen
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(lebte um 300 v.d.Z.) Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Hekataios_von_Abdera
Hekataios von Abdera.
JStor: Hermes, Vol 47, Nr. 4 (1912), pp. 492 - 513
http://www.jstor.org/pss/4473361
(2) Agatharchides von
Knidos (um 208 - 132/131v.d.Z.) Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Agatharchides
(3) Stratonike I.
Seleukidenkönigin (317 - 268 v.d.Z.). Der Hellenismus.
Eine Materialsammlung
von Karl-Heinz Schreiber
http://tinyurl.com/ykhnpea
(4) Ptolemaeus Lagi,
regiert 323 - 285. Brockhaus' Konversationslexikon,
Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896, S. 502. retrobibliothek.de
http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=133139
Ptolemy I Soter (367/366
- 283/282). AllExperts
http://en.allexperts.com/e/p/pt/ptolemy_i_soter.htm
(5) The Yom Kippur War.
By Mitchell Bard. Jewish Virtual Library
http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/History/73_War.html
(6) Lysimachos (evt. 2.
Jahrh. v.d.Z.) Wikipedia
http://tinyurl.com/ydyvksx
Lysimachos bei Amazon.de
http://tinyurl.com/y9clq6j
(7) Chairemon (1. Jahrh.
d.Z.). Ein Bild des Judentums für Nichtjuden.
Von Flavius Josephus:
Untersuchungen zu seiner Schrift, Contra Apionem.
Von Christine Gerber und
C. Gerber, Brill 1997
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Manetho (3. Jahrh.
v.d.Z.) Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Manetho
Joyce Tyldesley: Die Pharaonen: Ägyptens bedeutendste Herrscher in
30 Dynastien. National Geographic, September 2009, p. 5
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(8) Ägypten [3].
Zeno.org
http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/%C3%84gypten+%5B3%5D
Der Autor
Flavius Josephus (37/38 - nach 100). Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon von Traugott Bautz, Band III (1992) Spalten 710-713
Autor: Adolf Lumpe
http://www.bautz.de/bbkl/j/Josephus_f.shtml
Josephus Flavius. Jewish Virtual Library
http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/biography/Josephus.html
Josef Ben Matithjahu - Josefus Flavius: Der tragische Chronist des 9. Aw.
HaGalil, 23. Juli 2007
http://www.hagalil.com/judentum/fundamentalismus/2007-1.htm
Flavius Josephus. 294
titels found. ANTIQBOOK
http://tinyurl.com/yklfucb